Ingo Biermann
27. April 2016

Wie gehe ich eigentlich auf HANA? – Die Cloud Platform

In der Community ist SAP HANA eines der meistdiskutierten Themen. Auf der TechEd und der DSAG Konferenz wird HANA als Enabler für die langfristigen IT-Strategien der digitalen Transformation wie Industrie 4.0 oder Internet-of-things hoch gehandelt.

Beitragsbild Webinar s4hana migration
In unserem Webinar trennt unser Experte Ingo Biermann für Sie die Must- von den Nice-to-Haves, für eine kompakte und dabei budgetfreundliche S/4HANA-Migration.

In der Praxis komme ich häufig ins Gespräch über Statements meiner Kunden wie “Wir planen mittelfristig auf HANA zu gehen.” Aber was heißt das eigentlich? Und welches “HANA” ist gemeint?

Es ist etwas grundsätzlich Anderes, ob Sie die HANA Datenbank unter Ihr SAP ERP bringen möchten, ob Sie die HANA Cloud Platform einsetzen oder mit S/4HANA das Tor zur nächsten ERP-Generation aufstoßen.

Nach dem ersten Teil: “Wie gehe ich eigentlich auf SAP HANA DB?” kümmern wir uns im heute um die HANA Cloud Platform.

SAP HANA Cloud Platform (HCP) – das PaaS Angebot der SAP

Die SAP HANA Cloud Platform ist streng genommen ein leerer Applikationsserver im Internet. Die SAP stellt diesen Server auf Wunsch für Sie bereit und Sie müssen sich um die üblichen Infrastrukturfragen nicht kümmern.

“Leer” meint hier: Es befindet sich kein SAP Business System wie zum Beispiel ein SAP ERP oder CRM darauf. Am ehesten vergleichbar ist eine HCP also mit einem leeren SAP NetWeaver System. Es ist eine Plattform für Anwendungen. Welche auch immer.

“Leer” stimmt aber auch wieder nicht, denn die Plattform enthält eine Vielzahl von Services, die für die Anwendungsentwicklung sehr hilfreich sein können. Später dazu mehr.

Insofern ist die SAP HCP ein Platform-as-Service Angebot und steht in Konkurrenz zu den Platzhirschen Microsoft Azure, force.com und Amazon Web Services (AWS).

Schritt 1: Sich fragen: Wofür brauche ich die HCP?

HANA und Cloud! Das sind ja gleich zwei Trends in einem! Wenn die HCP auch noch so fancy erscheint – am Anfang steht der richtige Einsatzzweck. Eine schnelle Checkliste für Szenarien, bei denen die HCP ein guter Kandidat ist:

  • Eine agile, dynamische App wird geplant, die aber im Hintergrund auf ein SAP Backend zurückgreift.
  • Es sollen mobile Apps entwickelt werden.
  • Infrastruktur soll schnell verfügbar sein
  • Es werden externe Benutzer angesprochen, z.B. Kunden, Lieferanten oder eigene Mitarbeiter im Internet.
  • Bestehende Services der HCP helfen beim Projektziel.
  • Es geht um Erweiterungen von anderen Cloud Angeboten, zum Beispiel Software-as-a-Service Angebote der SAP wie Cloud4Customer oder Cloud4People.

Schritt 2: Plattform bereitstellen

Wenn Ziel und Zweck bestimmt sind, muss zunächst eine Cloud Platform Instanz her. Die Inbetriebnahme geht einfach über die Registrierung und Anmeldung auf hcp.sap.com. Für SAP-Verhältnisse ist das Lizensierungsmodell vergleichsweise einfach. Grundsätzlich kann man sich zwischen einer Lizensierung pro User oder einem monatlichen Pauschalbetrag für unbegrenzte User entscheiden. Viele Services sind inklusive, einige müssen hinzugebucht werden.

Innerhalb weniger Minuten ist die HCP einsatzbereit und kann genutzt werden. Man bekommt schon hier einen Eindruck, was ein richtiges PaaS-Angebot ausmacht: Welches Betriebssystem, welche Server oder gar welche Hardware für Sie zu Einsatz kommt, das bleibt transparent. Die neue Platform ist im Handumdrehen verfügbar, im Internet erreichbar und skaliert je nach Bedarf.

Schritt 3: Backend-Verbindung herstellen

Einer der wichtigsten Services wird in der Regel der Cloud Connector sein, der eine Art VPN-Tunnel von der Cloud Platform in das heimische Intranet herstellt und damit die Nutzung von Daten aus den eigenen SAP Business Systemen ermöglicht. Ohne Zugriff auf Materialstammdaten macht ein Recherche-Cockpit für den Außendienst eben genauso wenig Sinn wie das Lieferantenportal ohne aktuelle Bestellungen.

Die Installation ist überraschend einfach: Der Cloud Connector Java Client wird on-premise eingerichtet und der entsprechende Service auf der HCP aktiviert. Über die Authentifizierung mit dem Platform-Account kann dann die Verbindung schon hergestellt werden.

Schritt 4: weitere Services aktivieren

Aus der Liste der auf der HCP verfügbaren Services lassen sich weitere aktivieren, sofern diese für die geplante Anwendung von Nutzen sein können.

Allen voran ist die HANA in memory Datenbank zu nennen, die als Persistence Service auch auf der Cloud Platform verfügbar ist. Für analytische Anwendung, die auf sehr große Datenmengen setzen, lässt sich so eine leistungsfähige Umgebung schaffen. Zu bedenken ist allerdings, dass die entsprechenden Mengen auch in die Cloud hochgeladen werden müssen. Interessanterweise ist auch eine ASE oder MaxDB als Datenbank in der HANA Cloud Platform verfügbar. Also quasi “HANA ohne HANA”.

Weniger schwergewichtig sind Services wie “Gamification” oder “Feedback-Service”, mit denen sich solche Funktionen in den eigenen Apps nachrüsten lassen.

Wichtiger Teil vieler Anwendungen ist “Cloud Identity”. Hier handelt es sich um den Service, der Authentifizierung gegen verschiedene Identity Provider und User-Stores durchführen kann und damit eine Anmeldung von Usern an Ihrer Cloud Platform möglich macht.

Eine der neueren und interessanten Services sind die Fiori Apps in der “Fiori Cloud Edition”. Die Apps werden zentral von SAP über die HCP zur Verfügung gestellt und müssen nur noch gegen das eigene Backend geschaltet werden. Einen schnelleren Weg zur Zeiterfassungs- oder Genehmigungs-App für Ihr SAP gibt es nicht.

Services im HANA Cloud Platform Cockpit

Services im HANA Cloud Platform Cockpit

Schritt 5: App-Entwicklung

Wenn alle Voraussetzungen hergestellt sind, kann es an die App-Entwicklung gehen. Damit ist nicht zwingend eine mobile “App” für Smartphone oder Tablet gemeint. Als “App” bezeichnet man hier eine HTML5-Anwendung, in der Regel mit SAPUI5 in der WebIDE entwickelt, die sowohl auf dem Desktop wie auch optional auf den mobilen Endgeräten läuft.

Mit der erwähnten cloudbasierten Entwicklungsumgebung und integrierten git-Repositories wird die Implementierung unterstützt. Controls aus den SAPUI5 Bibliotheken sind auch im Layoutmodus der WebIDE verfügbar und ermöglichen es dort, relativ schnell einfache Apps zusammenzustellen.

ODATA Services auf dem on-premise SAP Gateway oder direkt von der Cloud Platform stellen für die Oberflächenelemente die Daten zur Verfügung und werden in diesem Schritt ebenfalls modelliert und umgesetzt.

Schließlich erfolgt das Deployment der fertigen App auf die HCP und damit direkt die Verfügbarkeit im Internet. Natürlich unterstützt die HCP auch die Trennung und Belieferung von Entwicklungs-, Test- und Produktionssystem für eine vernünftige Softwarelogistik und Releasesteuerung.

Haben Sie konkrete Fragen zum Einstieg auf der SAP HANA Cloud Platform? Nutzen Sie die Kommentarfunktion oder schreiben Sie mich direkt an: biermann@erlebe-software.de

Ingo Biermann

Ingo Biermann

Als Management- und Technologieberater unterstütze ich seit mehr als 15 Jahren große und mittelständische Unternehmen in Fragen der IT-Strategie und bin unterwegs in unterschiedlichen SAP-Themen wie SAP S/4HANA, User Experience und SAP Entwicklung.

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