Ingo Biermann
23. November 2014

Paper Prototyping: GUI Test einmal anders

Paper Prototyping im Einsatz

Papier ist in der Softwareentwicklung erst einmal nichts Ungewöhnliches. Da werden Klassendiagramme,
Sequenzdiagramme und viele weitere andere Diagrammarten ausgedruckt, um einen Überblick über die zu entwickelnde Software zu erhalten. Aber das Graphical User Interface einer Software auf Papier testen? Das ist ja fast, als würde man die Tonqualität eines Lautsprechers an seiner Optik beurteilen, könnte man im ersten Moment vermuten. Doch das Paper Prototyping bietet einige Vorteile und Möglichkeiten, die für Softwareentwickler sehr nützlich sein können.

Paper Prototyping: GUI Test einmal anders
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Was kann getestet werden?

Beim Paper Prototyping kann jede Art von grafischen Benutzeroberflächen getestet werden. Dabei ist es egal, für welche Plattform die Anwendung entwickelt werden soll. Der spätere Anwender hat dadurch die Möglichkeit, schon während der Design-Phase die Benutzeroberfläche zu testen. Dadurch können viele Probleme vermieden werden. Dazu gehört beispielsweise die Ablehnung der neuen Software durch die Anwender. Dieses Problem tritt häufig auf, wenn die Anwender sich nicht direkt in einer neuen Anwendung zurecht finden und diese einen zu komplexen Eindruck vermittelt. Auch fehlende Optionen oder zu verstecke Funktionen können auf diesen Weg aufgedeckt werden.

Und wie wird das Paper Prototyping nun durchgeführt?

Für das Paper Prototyping bekommt ein Anwender die grafische Benutzeroberfläche vorgelegt und kann auf ihr “interagieren”. Ein Tester übernimmt dazu die Rolle eines Computers und wechselt jeweils die Bilder aus. Wie die Benutzeroberfläche dem Tester vorgelegt wird ist dabei zweitrangig. Es kann eine einfache handgezeichnete Skizze oder auch der Ausdruck von Screenshots sein. Die einzelnen Elemente werden je nach Bedarf vorher ausgeschnitten. So kann zum Beispiel ein Menü “eingeblendet” werden, wenn der Benutzer auf einen Button klickt. Der Anwender hat somit die Möglichkeit den Prototypen wie die spätere Anwendung zu benutzen. Für den Tester wird klarer, wie sich der Benutzer später bei der Nutzung der Anwendung verhalten wird. So können beide Seiten Änderungsvorschläge einbringen oder Schwachstellen aufzeigen. Aufgrund des frühen Stadiums der Entwicklung ist eine Anpassung des Designs zu dieser Zeit um ein vielfaches günstiger als die fertige Anwendung später umzugestalten.

Paper Prototyping im Einsatz

Paper Prototyping im Einsatz

Die Vor- und Nachteile

Durch das Paper Prototyping entstehen sehr schnell Mock-Ups von grafischen Benutzeroberflächen. Viele Probleme dieser Oberfläche können durch das das Testen gefunden und korrigiert werden. Der Benutzer kennt die Oberfläche der späteren Anwendung. Sie ist für ihn also später nicht ganz neu. Außerdem wird er bei der Entwicklung einbezogen was die Chance zur Akzeptanz der Software stark erhöht. Allerdings gibt es auch einige Nachteile des Paper Prototyping. Die Tests benötigen natürlich Zeit, die aber später ggf. aber wieder eingespart werden kann. Außerdem wird kein Quellcode erzeugt. Das Paper Prototyping dient hauptsächlich der Fehlersuche in der Oberfläche und somit dem Test und der Steigerung der Ergonomie.

In vielen Fällen trauen sich die Entwickler nicht ein Test mit Paper Prototyping durchzuführen. Es besteht die Befürchtung als unprofessionell angesehen zu werden, wenn der Benutzer eine Software auf dem Papier testen soll. Diese Befürchtung ist unbegründet, denn in vielen anderen Bereichen, gerade wenn es um Design geht, sind gezeichnete Skizzen der normale Alltag. Beispielsweise wird in der Automobilindustrie ein neues Fahrzeug immer erst auf Papier skizziert und anschließend ein 3D Modell erstellt. Auch für den Projektleiter bietet es einen Vorteil. Jeder Fehler der möglichst früh gefunden wird, kann mit einem geringen Aufwand beseitigt werden. Je später ein Fehler entdeckt wird, desto aufwendiger und teurer wird dessen Beseitigung.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Paper Prototyping. Setzen Sie es in Ihren Projekten bereits ein? Falls ja: Wie kommt es bei den Anwendern an und was sind Ihre Erfahrungen? Falls nein: Welche Gründe halten Sie davon ab es einmal zu probieren oder haben Sie bereits negative Erfahrungen gemacht? Ich freue mich auf einen regen Erfahrungsaustauch.

Ingo Biermann

Ingo Biermann

Als Management- und Technologieberater unterstütze ich seit mehr als 15 Jahren große und mittelständische Unternehmen in Fragen der IT-Strategie und bin unterwegs in unterschiedlichen SAP-Themen wie SAP S/4HANA, User Experience und SAP Entwicklung.

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