No-Promise | Perspektive SAP IT – September 2023
Hat SAP seine Versprechungen für On-Premise gebrochen? Während der Puls einiger Besucher des DSAG-Jahreskongress 2023 so langsam wieder herunterkommt, frage ich mich, was eigentlich genau Kunden vorenthalten wird, die nicht in die Cloud wollen. Ab wann ist man mit SAP überhaupt in der Cloud?
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Ich glaube, den SAP-Vorständen Christian Klein und Thomas Saueressig wäre es lieber gewesen, wenn sich die DSAG-Gemeinde auf dem Jahreskongress letzte Woche in Bremen über SAPs jüngste Übernahme LeanIX das Maul zerrissen hätten – wenn vollzogen, immerhin die größte Übernahme seit fünf Jahren.
Schattenboxen
Stattdessen wurde über die drei Tage klar, dass die anwesende Anwenderschaft noch nicht die scheinbar klare Ansage aus dem Earnings-Call aus dem Juli verdaut hat: Innovationen gibt es nur noch für die Cloud und nicht mehr für On-Premise. Diese markige Ansage löste Trotz und Widerstand aus – und das obwohl gar nicht klar ist, was genau denn Kunden da in Zukunft eventuell nicht mehr bekommen.
Über die Nuancen, ob man das wirklich so sehen muss oder nicht, haben meine Kollegen Alexander Graf, Ingo Biermann und ich auch auf dem Kongress noch diskutiert. Tenor: SAP wird kaum eine Software bis 2040 in Wartung halten, ohne dafür auch Verbesserungen auszuliefern. So frei von Wettbewerb ist der Markt nun auch wieder nicht.
Was ist eigentlich aus der S/4HANA-Migration geworden?
Überhaupt – ist das Hauptproblem nicht erst einmal überhaupt auf ein aktuelles S/4HANA zu gehen, egal, ob selbst gehostet oder im Hosting bei SAP? Deshalb noch mal zu LeanIX. Ich habe mir mal deren Seite zum Anwendungsfall ERP-Transformation angesehen und mich durch den Click-Dummy geklickt. Das sieht so aus, als hätte man die SAP Activate Projektvorlagen und Inhalte mit einer modernen Aufgabenverwaltung á la Todoist gekreuzt. Das könnte sich tatsächlich auch beim Benutzen gut anfühlen. Und mit dem älteren Zukauf Signavio arbeitet die Lösung anscheinend schon zusammen. Es könnte also eine echte Erleichterung für den Move auf S/4HANA bringen.
Mal angenommen, ich habe meine Hausaufgaben gemacht und bin auf S/4HANA im eigenen Hosting – dann bin ich ja trotzdem nicht automatisch 100% On-Premise. Wer ist das heute schon? Haben die meisten in Realität nicht hybride Landschaften aus On-Premise und Cloud-Services in der SAP BTP?
Letzte Frage
Ich frage deshalb für einen Freund: Wie viel Cloud muss ein SAP-Kunde ganz genau machen, damit er in den Genuss des Copiloten aus der SAP-Keynote vom zweiten Tag kommt? Ist es wirklich gedacht, eine solche Innovation nur in der S/4HANA Private Edition (also im SAP Hosting) anzubieten, aber On-Premise dann nicht? Da hätte ich dann gerne die Erklärung, warum das technisch so sein muss.
Die Copilot-Demo hat mir nämlich ziemlich gut gefallen. Damit könnte ich dann konkret planen, so dass ich einer Verlagerung von IT auch einen Mehrwert für das Business entgegenstellen kann. Ein pauschales „cloud oder nichts“ ist aber auch bei den Wartungskosten wirklich ein bisschen viel verlangt, oder?
Herzliche Grüße
Tobias Harmes
PS: Kurz vor Redaktionsschluss für diesen Newsletter hat SAP dann passenderweise noch dem Kind einen Namen gegeben: „Joule“. SAP Copilot war wohl doch etwas unspezifisch. Die generative KI soll bis Ende des Jahres für SAP SuccessFactors und ab Anfang nächsten Jahres für S/4HANA Public Cloud zur Verfügung stehen. Und auch für die Business Technology Platform… später.
PPS: Ich hätte noch einen nicht ernstgemeinten Übernahmetipp: Stability.ai, Elon Musk’s X.ai – die meisten heißen KI-Startups und im Prinzip jede bekannte Marke mit entsprechendem Auftritt nutzen aktuell eine Domain mit der Endung „.ai“. Die Top-Level Domain gehört zur kleinen karibischen Insel Anguilla und beschert dieser unerwartete zweistellige Millionen-Umsätze. Und: SAP.ai steht noch zum Verkauf, zuletzt lag der Preis bei schlappen 45.961,92 €! Ich wollte es nur mal erwähnen.
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