Die VA01-Auftragserfassung endlich als App
Die VA01-Auftragserfassung kennen viele SAP-Anwender gut, lieben sie aber nicht besonders. Kann man diese weit verbreitete Transaktion nicht einfach mal als App umsetzen und so vielen Menschen die Arbeit erleichtern?
User Experience-Renovierung liegt im Trend
Wir beraten unsere Kunden in verschiedenen Themenfeldern der User Experience-Strategie und zu User Interface-Technologien. Es geht in der Regel nach der Festlegung der mittelfristigen Richtung um die Umsetzung von Pilotprojekten, einerseits um Erfahrungen zu sammeln und die Machbarkeit zu prüfen, andererseits aber auch, um eine Sichtbarkeit im Unternehmen sowie Akzeptanz und Sponsoring für die nächsten Schritte zu erreichen.
Bei der Auswahl eines geeigneten Szenarios für eine SAPUI5-App oder eine Optimierung mit SAP Screen Personas kommt erstaunlich oft der gleiche Vorschlag auf den Tisch: VA01 als App! Die Transaktion zur Auftragserfassung aus dem SAP SD. Auf den ersten Blick ist das ein guter Kandidat für ein “Renewal” des User Interfaces. Die VA01 wird oft als komplex, überladen und nicht zielführend empfunden. Sie lässt sich nicht vom Vertriebsteam mobil nutzen (also beim Kunden vor Ort).
Die Erwartung: Eine Umsetzung der Auftragserfassung mit einer neuen SAP-UI-Technologie erzeugt automatisch eine leicht zu bedienende Anwendung, am liebsten schulungsfrei und idealerweise mit dem gleichen Funktionsumfang.
Die Fiori App für Auftragserfassung
Die erste Irritation tritt auf, wenn man sich dann die Auftragserfassung aus der SAP Fiori-Sammlung näher anschaut. Diese hat nämlich mit der VA01 ziemlich wenig zu tun. Der Anwender wird hier wie in einem Webshop geführt. Artikel werden aus einem Katalog ausgewählt und in den Warenkorb gelegt. Dann geht es “zur Kasse” und ein paar Zusatzinformationen werden erfasst, bevor der Kundenauftrag angelegt werden kann.
Warum ist das so? Warum funktioniert die Fiori-App für viele Standard-Vorgänge, aber nicht für Sonderfälle, Spezialaufträge und unter Einbeziehung der eigenen individuellen Erweiterungen?
Fiori als Prinzip
Die Anwendungen aus der SAP Fiori App-Sammlung folgen einem gemeinsamen Prinzip, das man auch bei der Entwicklung eigener Anwendungen sehr hilfreich sein kann. Um die Begriffsabgrenzung nicht zu einfach zu machen, wird auch hier der Begriff Fiori verwendet.
- Es gilt das Fiori-Design-Prinzip
- Die SAP Fiori Apps folgen diesem Prinzip
- Aber auch die HTML5-Portal-Frameworkpage folgt dem Fiori-Prinzip
- Und Screen Personas 3.0 ermöglicht Anwendungen nach dem Fiori Prinzip
Hinter diesem Prinzip stehen ganz konkrete UI-Pattern und Regeln für die Umsetzung. Allerdings sind in unserem Fall die Grundideen wichtiger:
- Anwendungen sind einfach
- Auf Menschen und deren Ziele fokussiert
- Faustregel 1-1-3: Ein Benutzer, ein Use Case, drei Screens
- Konsistent über alle Endgeräte
Schauen wir uns das näher an: Ein einfache Anwendung ist leider schwer zur erstellen. Frei nach Blaise Pascal: “Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen einen langen Brief schreibe, für einen kurzen habe ich keine Zeit.” Hier liegt die Hauptarbeit für Konzeption und Design.
Der Fokus auf Menschen und Ziele wird im Beispiel der Fiori-Auftragserfassung deutlich. Hier geht es um eine spezielle Zielgruppe von Anwendern mit einem bestimmten Ziel. Beispielsweise Vertriebsmitarbeiter vor Ort beim Kunden, die nur für Artikel aus dem Hauptkatalog ohne weitere Details Aufträge vorerfassen wollen. Es bedeutet, dass die Anwendung keinesfalls den Anspruch haben darf, alle Arten von Aufträgen für alle möglichen Anwender in allen erdenklichen Situationen zu ermöglichen. Das ist dann der klassische Ansatz der SAP-Transaktionen und der muss scheitern. Es ist eben nicht möglich, den vollen Funktionsumfang der VA01 in eine Anwendung zu integrieren und nur durch neue Technologie wird das Ergebnis von Zauberhand einfach und intuitiv zu bedienen. Hier liegt oft das grundsätzliche Missverständnis.
Sie erhalten die Komplettlösung – Ihr Projekt machen wir zu unserem Projekt. Wir sind Ihr Dienstleiter für Ihr Entwicklungsprojekt, das den Anwender in den Mittelpunkt stellt.
Gerne spreche ich mit Ihnen über Ihre Ausgangslage und zeige Lösungsmöglichkeiten auf. Auf Wunsch unterbreite ich Ihnen im Anschluss ein unverbindliches Angebot.
Kontaktieren Sie mich: Telefon 0211.9462 8572-16 oder per E-Mail biermann@erlebe-software.de
Ingo Biermann, Fachbereichsleiter
Die Faustregel “1 Benutzer – 1 Use Case – 3 Screens” ist dafür eine gute Richtschnur, auch wenn sie natürlich nicht als Zwangs-Korsett gedacht ist. Kann ich den Anwender (Fachbegriff “Persona”) meiner Anwendung präzise beschreiben? Seine Sichtweise auf das Problem und den Use Case, den die App abdecken soll? Und ist alles so weit wie möglich reduziert und vereinfacht?
Die angestrebte Konsistenz über alle Endgeräte kann ebenfalls als Hilfsmittel zu Beurteilung des passenden Konzepts eingesetzt werden. Man kann sich fragen: Ist der Funktionsumfang der geplanten Anwendung so gut eingegrenzt und definiert, dass sie im Prinzip auf einem Tablet und sogar einem Smartphone sinnvoll nutzbar ist? Ist das nicht der Fall, dann versucht man vielleicht gerade die “VA01” nachzubauen und sollte sich fragen, warum man das dann mit SAPUI5 macht und nicht direkt mit Web Dynpro.
Der richtige Use Case ist Key
Es gilt also den richtigen Use Case für einen Piloten zu finden. Dafür müssen zwei Bedingungen erfüllt sein:
- Der aktuelle Zustand bietet Potenzial für Verbesserungen, “Luft nach oben”-Schmerzpotenzial bei den Anwendern
- Ein Design nach den beschriebenen Prinzipien ist denkbar und erfolgversprechend
Für die VA01 liegt es auf der Hand: Bedingung 1 ist oft erfüllt. Für Bedingung 2 ist konzeptionelle Arbeit erforderlich. Die gesamte Funktionalität lässt sich nicht umsetzen; man kann keine Ablösung anstreben, sondern man muss sich auf die Optimierung bestimmter Anwendungsfälle fokussieren.
Der richtige Start für eine geniale Auftragserfassung mit SAPUI5 oder Screen Personas gelingt also mit diesen Schritten:
- Wer ist meine Zielgruppe?
- Was will die Zielgruppe mit der Anwendung tun und erreichen?
- Was sind die existierenden Datenquellen und Funktionen dafür?
- Auf dieser Basis die Anwendung nach den Fiori-Pattern designen
- Dann folgt ein iteratives Vorgehen: Ist die Anwendung einfach und konsistent genug, um erfolgreich eingeführt zu werden oder muss sie weiter vereinfacht und eingedampft werden?
Ist Ihnen die VA01 auch schon in den Sinn gekommen, als Sie von der SAP UX-Strategie gelesen haben? Können Sie sich einen einfachen Use Case dafür vorstellen?