Die DSAG Keynote 2013 zur SAP Innovationsstrategie – ohne Innovationen
Die aktuellen SAP Innovationen sind technologisch gesehen angekommen, jetzt ist die Frage, ob und wie sie tägliches Geschäft und bestehende Lösungen voranbringen können. Realitätscheck für Mobile, Cloud und In-Memory sozusagen standen im Mittelpunkt der Keynotes des Jahreskongresses der Deutschsprachigen SAP Anwendergruppe (DSAG) heute in Nürnberg.
Der Vorstandssprecher der SAP Jim Hagemann Snape wollte diese Fragen beantworten und hatte dabei wenig Neues oder Spannendes für das Auditorium zu bieten.
Kerngeschäft und Innovation
Stolz präsentierte Snabe die heutige Marktposition der SAP mit Blick auf die neuen Geschäftsfelder, die seit 2010 im Fokus stehen: Mobile, Cloud und in-Memory.
Im Kerngeschäft Applikationen und Analytics ist SAP bekannterweise die Nummer 1 weltweit.
Im Bereich Mobile Unternehmensanwendungen sieht SAP sich ebenfalls an der Spitze. Was Cloud-Lösungen angeht liegen die Walldorfer auf umsatzmäßig auf Rang 4 – aber mit mehr Usern als der Primus salesforce.com. Hier wirken sich wohl die kürzlich getätigten Akquisitionen wie zum Beispiel successfactors aus. Im Bereich in Memory ist SAP weltweit Nummer 4 und habe das R in R/3 neu erfunden – nämlich Relatime.
Eins erwärmte das DSAG-Herz: Größtes Wachstum mit diesen Innovationen wurde nicht in neuen Märkten generiert, sondern im angestammten Markt der DACH-Region. Eigentlich ist das aber nicht verwunderlich, denn das war ja immer schon die Stärke der SAP: Ihre eigenen Bestandskunden von der Integrationfähigkeit neuer Produkte zu überzeugen.
Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich
Genau hier liegen Probleme, die vom DSAG Vorstandsvorsitzenden Dr. Marco Lenk angesprochen wurden: Was bedeuten diese Innovationsfelder für die Bestandskunden und die laufenden Lösungen? Warum kommt die Integration von Cloudlösungen und on-premise noch nicht aus der Steckdose?
Snabe dachte sich „Autovergleiche kommen in Deutschland immer an“:
„Sie haben das neueste Modell eines Autos. Wir ersetzen jetzt den Motor durch eine innovative Variante, die 1000 mal schneller fährt und 30% weniger verbraucht. Außerdem gestalten wir den Innenraum neu und benutzerfreundlicher und außerdem können Sie den Wagen jetzt mieten, anstatt kaufen. Alles das können Sie, ohne den Wagen wegzuwerfen.“ – so beschrieb er die Anwendung von In Memory, der neuen User Interfache Strategy und Cloud-basierten on demand Lösungen.
Die spitze Antwort des Moderators: „Und bei der Maut muss dann wieder die DSAG eingreifen“.
Spaß beiseite: Zur tatsächlichen Integrationsfähigkeit zwischen Cloud und bestehenden Inhouse Lösungen, gab Snabe offen zu: „Das funktioniert noch nicht.“ Aber mehr als das simple Versprechen, dass die SAP sich jetzt drum kümmert, hatte er nicht parat.
NSA? Kannst Du mich hören?
Die aktuelle Diskussion um Spionage und Datenschutz nutze Snabe für das Versprechen: Die SAP Cloudlösungen liegen in deutschen Datacentern in Deutschland. Die bekannt strengeren Datenschutzvorschriften würden die Daten vor Industriespionage schützen und in der Zukunft selbst amerikanische und asiatische Unternehmen dazu bringen, ihre Daten in Europa abzulegen.
Zum Glück nichts Neues in dieser Keynote
Also langweilig und nichts Neues? Ein Zustand, der schon auf der letzten TechEd moniert wurde? Ja, aber ich sage „zum Glück“. Es stimmt, dass die Kunden und Dienstleister keine neuen Innovationen und Revolutionen der SAP auf breiter Front brauchen. Sie sind damit beschäftigt, das Potenzial in Mobile, Cloud und in Memory überhaupt erst einmal zu finden und zu realisieren. Welche Geschäftsmodelle sind es denn, die sich so wandeln, dass sie die neuen Technologien brauchen? SAP tut gut daran, erst einmal die technischen Hindernisse zu beseitigen und die Voraussetzungen zu schaffen, dass wirklich bei voller Fahrt der Motor ausgebaut werden kann.