SAP-Entwicklungsprozesse digitalisieren: Qualitätssicherung (Teil 2)
Der erste Artikel zur Phase der Qualitätssicherung hat einige Fragen rund um das Testmanagement ins Spiel gebracht. Neben dem Testprozess steht aber noch ein anderes Thema im Mittelpunkt dieser Phase, gerade mit Blick auf Digitalisierung: die Testautomatisierung.
Testautomatisierung
Gerade mit Blick auf S/4HANA wird auch der Bereich der Testautomatisierung immer wichtiger. Einleitend hatte ich schon gesagt: Tests sind zeitaufwändig. Je umfangreicher die Entwicklungen oder mögliche Auswirkungen sind, desto wichtiger wird es, sich über eine gute Testautomatisierung Gedanken zu machen. Es ist ja nicht gerade die Regel, dass die Kollegen „Juchuuu“ schreien, wenn sie zum sechsten Mal in sechs Wochen die gleichen Testfälle durchspielen dürfen, um ungewünschte Auswirkungen einer Entwicklung auf ihre Applikationen zu überprüfen. Eine Testautomatisierung „nach Maß“ kann viele Vorteile mitbringen:
- Erhöhung der durchschnittlichen Testabdeckung,
- Einsparen von Zeitaufwand durch einmalige Definition der Tests,
- Höhere Sicherheit bei der Produktivsetzung,
- Freundlicherer Umgang im Kollegium ?.
Wichtig ist, nicht einfach „loszurennen“ und irgendwie zu automatisieren. Welche Kriterien müsste eine Testautomatisierung für Sie erfüllen, damit sie eine echte Hilfe ist? Einige Beispiele, die in Gesprächen mit meinen Kunden aufgekommen sind:
- Eine Lösung zur Testautomatisierung muss mir im Bereich der Funktionstests auch die Testdaten erzeugen können.
- Ich möchte im Regressionstest möglichst produktionsnahe Testfälle mit Produktionsdaten.
- Ich benötige eine automatische und auditfähige Dokumentation der durchlaufenen Tests und der Ergebnisse.
- Schnittstellen zu angebundenen Systemen sollen mitgetestet werden, ohne die angebundenen Systeme tatsächlich mit Daten zu versorgen oder Daten zu empfangen.
Haben Sie mit uns oder für sich selbst einen Kriterienkatalog aufgestellt, können wir damit einen Vergleich verfügbarer Lösungen am Markt durchführen. Auch hier lohnt sich wieder der Blick auf die Integration mit bestehenden Tools wie z. B. Ihrem Testmanagement-Tool. Zum Beispiel bringt auch ein SAP Solution Manager mit eCATT ein Toolset zur Testautomatisierung mit. Die Frage ist nur: Erfüllt das Ihre Anforderungen – zumindest zum Teil?Am Markt gibt es eine Fülle von Tools im Bereich des Testmanagements und der Testautomatisierung für verschiedene Tests, von rein technischen Funktionstests bis hin zu UI-Tests und Regressionstests.
Regressionstest
Eine spannende Regressionstestlösung habe ich bei einem meiner Partner kennengelernt. Dabei wird das Produktivsystem des Kunden einen Tag lang aufgezeichnet: alle durchgeführten Transaktionen, jeder Job, jede Schnittstelle zu anderen Systemen. Einfach alles. Mit dieser Aufzeichnung kann dann für den Regressionstest kurzzeitig eine Kopie des Produktivsystems erstellt werden, in die die für das Release vorgesehenen Transporte eingespielt werden. Dann werden über Roboter (RPA) die aufgezeichneten Transaktionen, Jobs und Schnittstellen identisch erneut durchgeführt und alle Ergebnisse mit dem Ergebnis der Aufzeichnung verglichen. So erhalten Sie am Ende eine Aufstellung aller Testfälle, die durch die neuen Transporte nicht mehr wie zuvor funktionieren. Anhand dessen können Sie bewerten, ob das aufgrund der durchgeführten Änderungen richtig ist oder ungewollte Nebenwirkungen aufgetreten sind. Zudem wird zeitgleich eine Dokumentation der Tests inklusive Screenshots angefertigt, die für Ihr Audit zur Verfügung steht. Was halten Sie von diesem Ansatz?
SAP Regressionstests automatisieren mit Testimony
Mit Testimony verschaffen Sie sich mittels SAP-Testautomatisierung einen guten Überblick über Ihre Standardprozesse. Automatisieren Sie Ihre Regressionstests und sparen Sie Zeit, Unsicherheit und Nerven!
Testabläufe
Ob das für Sie die richtige Lösung ist? Das kann ich an dieser Stelle gar nicht beurteilen. Es ist nur ein Beispiel von vielen. Zwei beispielhafte Abläufe mit dem Fokus auf „Was kann automatisiert werden?“ habe ich Ihnen nachfolgend grafisch mitgebracht. Gerne unterstütze ich Sie bei der Aufstellung der Pflichtkriterien und der Auswahl der Tools, die Ihren Prozess bestmöglich unterstützen können.
Beispiel 1 zeigt eine Steuerung der verschiedenen Phasen von der Anforderungsaufnahme über die Entwicklung bis zum Test und der Produktivsetzung über den SAP Solution Manager. Dieser bringt Module für die Change- und Release-Steuerung (ChARM) und das Testmanagement (Test Suite) mit. Diese beinhaltet auch eine Schnittstelle zu externen Testautomatisierungslösungen. Im Beispiel ist die Lösung „Unified Functional Testing“ von Microfocus abgebildet. Wie gesagt – nur ein willkürlich gewähltes Beispiel. Es gibt mehrere Testtools, die eine zertifizierte Schnittstelle zur SAP Solution Manager Test Suite mitbringen.
Beispiel 2 baut auf JIRA als Change-Steuerung auf und nutzt die Integration der Lösung ActiveControl, die das SAP-Releasemanagement abdeckt. Die Testautomatisierung wird über ActiveControl, eine Jenkins-Pipeline und Testimony als Regressionstest-Automatisierungslösung realisiert. Dabei liegt der Fokus auf agilen Vorgehensweisen.
Ein Hinweis noch: Bei der Auswahl der Testautomatisierungslösung lohnt sich ein Blick in die Zukunft. Wie gut unterstützt Sie die Lösung bei der Umstellung auf S/4HANA? Ist sie damit bereits kompatibel und was kommt an Aufwand bei der Umstellung auf Sie zu? Die beschriebene Regressionstestlösung kommt zum Beispiel bereits mit S/4HANA-Unterstützung. Außerdem lässt sie sich gut mit einem anderen Tool des gleichen Partners kombinieren, das noch weitere gute Features für die S/4HANA-Umstellung mitbringt.