Christoph Lordieck
18. Februar 2021

SAP-Entwicklungsprozesse digitalisieren: Releasemanagement

Clean ABAP

In der Blog-Reihe zu „SAP-Entwicklungsprozesse digitalisieren“ haben wir uns bisher bereits mit Fragen rund um Anforderungsmanagement, Konzeption, der Realisierung und der Qualitätssicherung beschäftigt. Ist unsere Entwicklung sauber getestet, folgt die Produktivsetzung mithilfe des Releasemanagements.

Was ist eigentlich Releasemanagement?

Das Releasemanagement lässt sich nicht stringent einordnen in den Entwicklungsprozess. Es ist eher eine phasenübergreifende Disziplin, die häufig etwas nebenbei läuft und dann auf einmal kurzfristig relevant wird, wenn eine Entwicklung produktiv gesetzt werden soll. Damit wir vom Gleichen sprechen, möchte ich kurz beschreiben, was für mich in das Releasemanagement fällt:

  1. Planen und Koordinieren der Produktivsetzungen von Systemanpassungen mit allen Stakeholdern,
  2. Sicherstellen, dass alle notwendigen Schritte (z.B. alle Testphasen) durchgeführt und alle benötigten Dokumente (z. B. Test- und Entwicklungsdokumentation) vorhanden sind,
  3. Überprüfen von Abhängigkeiten der produktivzusetzenden Anpassungen zu anderen noch in der Entwicklung oder im Test befindlichen Anpassungen,
  4. Betreuung der Produktivsetzung sicherstellen,
  5. Backup- und Ablaufpläne erstellen und deren Funktionstüchtigkeit sicherstellen (z. B. Koordination regelmäßiger Systembackups etc.),
  6. Backup-Mechanismus bei Problemen nach Produktivsetzung durchführen.

Je nach Ausprägung in Ihrem Unternehmen fallen einige Tätigkeiten zusätzlich mit rein und andere wiederum in einen anderen Bereich. Wichtig für das Releasemanagement ist aus meiner Sicht: Es muss eins geben! Das bedeutet nicht, dass Sie zentral gesteuert zwei riesige Releases pro Jahr organisieren müssen, auf dass alle 100 Kollegen hinarbeiten und alle Zeitpläne darauf ausrichten.

Umfang des Releasemanagements bestimmen

Ein existierendes Releasemanagement zeichnet sich für mich dadurch aus, dass zu jeder Zeit klar ist:

  1. Wer koordiniert die Produktivsetzung?
  2. Wie bekommt derjenige die notwendigen Informationen?
  3. Welche Schritte sind vonnöten, bevor eine Systemanpassung für ein Release freigegeben wird?
  4. Wer begleitet die Produktivsetzung?
  5. Wie sieht das Backup-Szenario aus?

Ein Extrembeispiel: Auch im DevOps-Umfeld gibt es ein klares Releasemanagement. Jedes Team ist für seine Applikation und damit seine Releases verantwortlich. Automatisierte Pipelines stellen einen Großteil der notwendigen technischen Prüfungen und Tests sicher – statische Codeprüfungen, Unit-Tests, Testautomatisierung. Die manuellen Tätigkeiten wie spezielle Funktionstests, Abnahme-Workflows und Freigaben für ein Release übernehmen die zuständigen Teammitglieder. Die Produktivsetzung erfolgt in der Regel automatisiert direkt nach Freigabe und es gibt einen technischen Rollback-Mechanismus, der bei Problemen automatisch ausgeführt wird.

Ebenso ist es ein Releasemanagement, einmal im Jahr über Ostern das HCM-System mit neuen Updates und gesetzlichen Korrekturen zu versorgen und dafür alle Prozesse einmal manuell durchzutesten.

Egal, wie Sie Ihr Releasemanagement gestalten: Im Optimalfall unterstützt es Ihre Arbeit und steht ihr nicht im Weg. Das ist vor allem dann gegeben, wenn nicht zusätzlich zehn Excel-Listen gepflegt und 5 weitere Personen im CC der Testmails landen. Es lohnt sich, bei der Prozessdefinition und der Auswahl geeigneter Tools für das Releasemanagement den gesamten Entwicklungsprozess mit einzubeziehen. Wie lassen sich die Prozessschritte ohne große Brüche aneinanderketten? Welche Tools integrieren sich gut in den Prozess und bieten Arbeitserleichterungen für die Mitarbeiter?

Auswahl geeigneter Toolunterstützung

Schon vielfach als Tool genannt habe ich den SAP Solution Manager. Mit dem Change-Request-Management liefert der SAP Solution Manager ein Modul, das auch ein Releasemanagement beinhaltet und sich gut mit anderen Modulen wie dem Anforderungsmanagement oder dem Testmanagement integrieren lässt. Aber auch Drittanbietertools wie ActiveControl unseres Partners bieten Releasemanagement-Funktionen und eine starke Integration mit SAP, aber eben auch zu Tools wie JIRA, wo der Solution Manager nichts out-of-the-box anbietet. Außerdem gibt es einen Notfall-„OptOut“-Mechanismus, um fehlerhafte Transporte sofort wieder aus dem Produktivsystem zu nehmen und auf den vorherigen Stand zu gehen, ohne gleich ein Systembackup einspielen zu müssen.

SAP Änderungs- und Releasemanagement mit ActiveControl

Mit ActiveControl erhalten Sie hilfreiche, flexible Features für ein reibungsloses Änderungs- und Releasemanagement. So passen sie sich flexibel an Marktveränderungen an und machen Innovationen möglichst schnell in Ihrem Unternehmen nutzbar.

Wie auch in den anderen Phasen gilt: Erst benötigen Sie ein klares Bild der Mehrwerte, die ein gutes Releasemanagement für Sie erbringen soll. Anschließend kann die Auswahl des Tools folgen, um diese Mehrwerte auch realisieren zu können. Der darauf folgende Prozess hängt natürlich ein Stück weit von Ihrer bisherigen Landschaft und von den Möglichkeiten des gewählten Tools ab. Häufig gibt es nicht „die eine optimale Lösung“ – viele Wege führen zum Ziel. Die Frage ist nur, welchen Weg der Gabelung Sie einschlagen – und ob Sie dabei einen Reiseführer befragen. Gerne unterstützen wir Sie, sprechen Sie uns einfach an.

Überblick über die Artikel der Serie  „SAP-Entwicklungsprozesse digitalisieren“

  1. Einführung und Motivation
  2. Anforderungsmanagement
  3. Konzeption
  4. Realisierung (Teil 2) – Automatisierung
  5. Realisierung (Teil 3) – Aktuelle Technologien
  6. Qualitätssicherung (Teil 1) – Testmanagement
  7. Qualitätssicherung (Teil 2) – Testautomatisierung
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Christoph Lordieck

Christoph Lordieck

Als Bereichsleiter SAP Entwicklung berate ich Unternehmen rund um das Thema SAP Individualentwicklung. Einige Jahre Projekt- und Umsetzungserfahrung haben meinen Wissenshunger noch nicht gestillt und ich suche ständig nach neuen Themen und Entwicklungen im ABAP-Umfeld.

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