Wie SAP Intelligent Robotic Process Automation (RPA) Ihr Unternehmen nachhaltig beschleunigen kann
Vor mehr als einem Jahrzehnt wurden erstmals Roboter in industriellen Prozessen eingesetzt, um verschiedene Aktivitäten zu automatisieren. Während die digitale Transformation immer weiter vorangetrieben wird, hat SAP ihre erste intelligente Lösung für die robotergestützte Prozessautomatisierung veröffentlicht. Dieser Blog beschreibt, was hinter SAP Intelligent Robotic Process Automation steckt und schafft ein grundlegendes Verständnis für diese Lösung.
Prozessautomatisierung mit SAP Intelligent Robotic Process Automation
Die Lösungen der SAP sind bekanntlich besonders prozessorientiert. Das bringt allerdings auch mit sich, dass sich manche Aufgaben oft wiederholen und immer wieder manuell durchgeführt werden müssen. SAP hat daher “Intelligent Robotic Process Automation (RPA)” als Lösung für diese Probleme entwickelt. Denn häufig besteht das Problem, dass manuelle Aufgaben innerhalb einer Organisation wiederholt von verschiedenen Personengruppen, manchmal auch in verschiedenen Systemen durchgeführt werden. Intelligent Robotic Process Automation ist daher eine langersehnte Abhilfe für Unternehmen.
RPA besteht aus sogenannten Bots, die von einem Keyuser für die Durchführung bestimmter sich wiederholender Aufgaben in einem bestimmten Prozess entworfen werden. Die Bots können dabei als digitaler Assistent für einen Anwender im Dialog fungieren und werden in diesem Fall als „Attended Bots” bezeichnet.
Die Bots können aber auch in einem „unattended“ Modus arbeiten. Sie führen dann bestimmte Aufgaben im Hintergrund aus und können von einer Supervisor-Konsole aus gesteuert und überwacht werden. Dies wird in der unteren Abbildung 1 noch einmal grafisch erläutert.
Was ist SAP Intelligent RPA?
Bei SAP Intelligent RPA handelt es sich um eine cloudbasierte Lösung, die aber auch verschiedene “On-Premise”-Automatisierungstools beinhaltet. Die Lösung dient in erster Linie zur Automatisierung von verschiedenen Prozessschritten. Die meisten sind bereits mit Makros und VBA-Skripten zur Automatisierung bestimmter Aufgaben in Microsoft-Anwendungen wie Excel vertraut. Diese können jedoch nur innerhalb der einzelnen Anwendung und nicht über andere Nicht-MS-Anwendungen hinweg verwendet werden.
RPA kann hingegen sowohl mit Nicht-SAP-Systemen und Legacy-Anwendungen als auch mit SAP-Lösungen wie SAP S/4HANA interagieren (Abbildung 2). Zudem sind für RPA keine Programmierkenntnisse notwendig, um beispielsweise Bots zu erstellen.
Wie sich SAP Intelligent RPA zusammensetzt
SAP Intelligent RPA besteht aus drei Komponenten, die in den folgenden Abschnitten im Detail betrachten werden:
- Desktop Agent
- Cloud Factory
- Desktop Studio
Desktop Agent
Der Desktop Agent ist ein JavaScript basiertes Framework, das auf dem Computer des Endbenutzers installiert wird. Sobald dieser installiert worden ist, sind keine Administratorenrechte auf dem Rechner mehr erforderlich, da der Agent das Benutzerprofil und die Windows-Anmeldeinformationen für den weiteren Ablauf übernimmt.
Die Komponente verfügt über vielfältige Funktionen zur Interaktion mit Anwendungen wie SAP, Webseiten oder benutzerdefinierten Anwendungen und kann sich darüber hinaus mit APIs, Dateisystemen und Datenbank-APIs verbinden. Zudem ist möglich, eine Verbindung zu intelligenten SAP-Diensten wie “Conversational AI” und Leonardo Machine Learning herzustellen.
Der Desktop Agent übernimmt Operationen wie das Klicken, Navigieren und Ändern von Daten auf dem Benutzerbildschirm. Außerdem ermöglicht das Framework die Erstellung einer neuen und überlagernden Benutzeroberfläche oberhalb der Geschäftsanwendungen. Dies ist beispielsweise in Situationen nützlich, in denen bestimmte Schritte ausgeführt, Daten gesammelt und dem Benutzer für eine einzige, abschließende Entscheidung präsentiert werden. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, UI-Elemente wie Buttons oder Label einzufügen, ohne deren Code zu verändern.
Cloud Factory
Die Cloud Factory ist die Bot-Management-Komponente. Sie überwacht und steuert Jobs sowie Agenten in der gesamten Systemlandschaft und stellt ihren Status in einem Dashboard dar. Die Cloud Factory besteht aus den Komponenten Hierarchy, Environment, Package und Configuration (siehe Abbildung 4).
Die Lösung ist DSGVO-konform und berücksichtigt vor allem die Themen Datenschutz und – sicherheit. Administratoren können beispielsweise die von den Benutzern bereitgestellten Daten bei Bedarf löschen.
In der Komponente Hierarchy werden die Systeme und Agenten definiert, die für die Ausführung der Bots verantwortlich sind. Hier können Sie Zeitfenster für die Ausführung von Bots im “attended” oder “unattended” Modus festlegen. Dies ermöglicht die Planung bestimmter Bots für die Ausführung während der Nacht oder zu Spitzenzeiten, je nach der Verteilung der Arbeitslast in einer Organisation.
Informationen wie URLs, Zugangsdaten, Variablen und andere derartige Informationen werden als Teil des Environments erfasst. Hierunter werden im Allgemeinen viele Informationen zusammengefasst, die für eine bestimmte Laufzeit spezifisch sind.
Ein Environment ist auch an einen der im Bereich SAP empfohlenen “DEV”-, “TEST”- oder “PROD”-Typen gebunden. Bots können wie gewohnt innerhalb der DEV-Umgebung entwickelt und im Test-System getestet werden, bevor sie in der Produktion eingesetzt werden.
Desktop Studio
Bei der letzten Komponente handelt es sich um das Desktop Studio, in der die Bots entwickelt werden. Das Desktop Studio definiert alle relevanten Informationen eines Bots und erzeugt daraufhin das sogenannte Package, welches wiederum in die Cloud Factory importiert wird.
Sobald ein Package in die Cloud Factory importiert wird, wird eine Configuration vorgenommen. Diese besteht aus verschiedenen Parametern, wie z.B. ob das Package im “attend”- oder “unattended”-Modus ausgeführt werden soll, zu welchen Zeiträumen das Package zur Verfügung steht oder wann ein Bot zur Ausführung aktiviert werden soll.
Das Cloud Factory Monitoring Dashboard bietet die Darstellung aller wichtigen Informationen über die eigenen Bots. Es zeigt den aktuellen Status sowie in die Historie der verschiedenen Bot-Ausführungen. So ist der Status von fehlgeschlagenen, erfolgreichen oder abgebrochenen Jobs sowie viele weitere Informationen über das Dashboard abrufbar. Abbildung 5 zeigt eine beispielhafte Aufnahme des Cloud Factory Monitoring Dashboards.
Das Desktop Studio ist eine integrierte Entwicklungsumgebung, die aus den folgenden Komponenten besteht:
- Application capture tool
- Workflow-Designer
- Code-Editor und eingebauter Debugger
Application capture tool
Dieses Tool erfasst die Elemente auf dem Benutzerbildschirm. Dazu identifiziert der Benutzer zunächst die Elemente auf seinem Bildschirm, in denen Daten eingegeben oder Aktionen durchgeführt werden müssen.
Workflow-Designer
Der Workflow-Designer wird zur Gestaltung von automatisierten Abläufen verwendet. Sobald die Anwendungen und ihre UI-Elemente im Application Capture Tool erfasst worden sind, stehen diese im Workflow-Designer zur Verfügung, um sie in einen Prozess zu integrieren.
Durch das Ziehen und Ablegen der verschiedenen Bildschirme zusammen mit den erfassten Elementen wird ein Prozessablauf erstellt. Die im Anwendungsbildschirm ausgeführten Aktionen stehen als “Aktivitäten” per Drag & Drop im Workflow-Designer zur Verfügung. In der untenstehenden Abbildung 6 sehen Sie ein beispielhaftes Bildschirmfoto des Designer-Tools. Nach Abschluss des Prozesses und dem Speichern wird der JavaScript Code generiert.
Code-Editor und Debugger
Dieses Tool ermöglicht es Entwicklern, ihren eigenen Code hinzuzufügen bzw. zu optimieren, nachdem dieser im Workflow-Designer generiert wurde.
Der Code-Editor enthält auch ein UI-Designer-Tool. Dieses Werkzeug hilft beim Entwurf und bei der Generierung von UIs. Es kann z.B. dazu verwendet werden, ein Popup mit Hilfeinformationen zu erzeugen.
Der Debugger ist ebenfalls Bestandteil des Code-Editors. Er bietet verschiedene Funktionen wie eine Schritt-für-Schritt-Ausführung, Variablenüberwachung, Unterbrechungspunkte und so weiter.
Zusammengefasst werden alle notwendigen Werkzeuge für Design, Entwicklung, Testen, Bereitstellung und Überwachung von Bot-Systemen bereitgestellt (Abbildung 8).
Fazit
Mit Intelligent RPA bietet die SAP ein sehr hilfreiches Tool für die Erstellung einer zusätzlichen Automatisierung-Schicht über den bestehenden Systemen und Prozessen. Wenn die passenden Anwendungsfälle gefunden werden, besteht großes Beschleunigungs- und Einsparungspotenzial.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesem Blogbeitrag einen Einblick in SAP Intelligent RPA verschaffen. Falls Sie dennoch weitere Fragen haben, kontaktieren Sie mich gerne.