Die 3 häufigsten Fragen zu S/4HANA Lizenzen
Bei der Vorbereitung auf eine S/4HANA-Migration können Ihnen viele Fragen zu den Lizenzen aufkommen: „Was ändert sich für das Unternehmen im S/4HANA Lizenzmodell?“ oder „Müssen wir doppelt bezahlen, wenn wir ERP und S/4 parallel betreiben während des Projekts?“. In diesem Beitrag beantworten wir Ihnen die drei am häufigsten gestellten Fragen zu S/4HANA-Lizenzen.
Das Wichtigste im Überblick
- Doppelte Lizenzkosten: Bei einer S/4HANA-Migration müssen Unternehmen nicht doppelt zahlen, wenn sie SAP ERP und S/4HANA parallel betreiben. Es gibt drei Lizenzierungsmodelle, wobei das “Product Conversion”-Modell seit Mitte 2023 nicht mehr verfügbar ist.
- Produkt- und Vertragsumwandlung: Bei der Product Conversion wird die ERP-Lizenz in eine S/4HANA-Lizenz umgewandelt, jedoch gelten separate Lizenzen für Zusatzlösungen. Bei der Contract Conversion wechseln Unternehmen mit ihren bestehenden Lizenzen ins neue S/4HANA-Modell, wobei aktuell bis zu 70% der bisherigen Lizenzkosten angerechnet werden.
- Parallelbetrieb von ERP und S/4HANA: Unternehmen müssen ihr SAP ERP-System nicht sofort abschalten, wenn S/4HANA produktiv wird. Der Parallelbetrieb ist bis 2027 ohne zusätzliche Lizenzkosten möglich.
- HANA-Datenbank-Lizenzen: SAP S/4HANA Lizenzen beinhalten nicht die HANA-Datenbanklizenz. Für den Betrieb von S/4HANA auf einer HANA-Datenbank oder einer Drittanbieter-Datenbank müssen zusätzliche Lizenzkosten für die HANA-Datenbank berücksichtigt werden.
1. Werden Lizenzkosten doppelt fällig, sowohl für mein produktives SAP ERP als auch für das S/4HANA System?
Die einfache Antwort vorab: Nein. Es gibt grundsätzlich drei Möglichkeiten, bei der Sie Nutzungsrechte für das S/4HANA System erwerben, ohne dass Sie dabei doppelt Lizenzkosten für zwei ERP-Systeme zahlen, wobei Möglichkeit 1 (“Product Conversion”) seit Mitte 2023 nicht mehr verfügbar ist.
Möglichkeit 1: Product Conversion
Sie bezahlen gemäß des SAP Lizenzkatalogs einen Pauschalbetrag, die sogenannte Flat Fee, von aktuell 9.000 € und erwerben sich damit als bestehender SAP ERP Kunde die Nutzungsrechte für die S/4HANA Enterprise Management Lösung (siehe Abbildung 1). Diese Flat Fee fällt unter das Modell „Product Conversion“ – sie wandeln die SAP ERP Lizenz in eine S/4HANA Lizenz um, nicht jedoch die Lizenzen aller anderen bei Ihnen im Einsatz befindlichen SAP Lösungen.
Für die sogenannten Engines, also LoB & Industry-Solutions von SAP S/4HANA wie Cash Management, Enterprise Product Engineering usw., die nicht zum S/4HANA Core System gehören, müssen Sie separate Lizenzen gemäß des vorgesehenen Lizenzmodells für diese Engine erwerben. Außerdem müssen Sie Lizenzkosten weiterhin gemäß dem SAP ERP Lizenzmodell anhand der „Named User“ zahlen. Das “S/4HANA Enterprise Management for existing ERP Customers” müssen Sie jedoch, um dieses Modell nutzen zu können, vor Sommer 2023 lizenziert haben. Ansonsten ist diese Möglichkeit der S/4HANA-Lizenzierung nicht möglich.
Möglichkeit 2: Contract Conversion
Durch eine „Contract Conversion“ wechseln Sie mit allen Ihren SAP Lizenzen aus dem bisherigen Lizenzmodell in das neue S/4HANA Lizenzmodell. Dort gibt es nun keine „Named User mehr, da stattdessen mit „User Metrics“ kalkuliert wird. Das ist die Anzahl aktiver Nutzer für die lizenzierten Systeme.
SAP nimmt für dieses Vorgehen den „Milkshake Approach“: Alle existierenden Lizenzvereinbarungen kommen in einen gedanklichen Topf, werden vermengt und anschließend durch neue Lizenzvereinbarungen ersetzt. Die Voraussetzung dafür ist ein Zielbild Ihrer SAP Systemlandschaft, auf das Sie mit Ihrem S/4HANA Einführungsprojekt hinarbeiten.
Hinweis: in der Vergangenheit wurden laut SAP bis zu 90 % der aktuellen Lizenzkosten auf den neuen Lizenzvertrag angerechnet, wodurch Unternehmen zusätzliche Kosten von etwa 10 % der bereits gezahlten Lizenzkosten einplanen mussten. Mittlerweile werden jedoch nur noch 70% auf den neuen Vertrag angerechnet, Tendenz fallend. Diesen Trend müssen Sie bei dieser Art der Lizenzierung in jedem Fall beachten.

Möglichkeit 3: Cloud-Variante abonnieren
Sie können die SAP S/4HANA Cloud-Variante als Abonnenten-Modell nutzen. Dadurch profitieren Sie immer als erstes von Neuerungen, da für S/4HANA-Anwendungen die neuen Upgrades zuerst in der Cloud-Version veröffentlicht werden. Außerdem werden Updates für Ihre Cloud-Anwendungen automatisch ausgeführt. Dieses Modell eignet sich für Unternehmen, die zuvor kein SAP im Einsatz hatten und für Unternehmen, die ihre On-Premises-Landschaft mit der neuen SAP-Version in die Cloud verschieben möchten.
2. Muss ich mein SAP ERP System abschalten, sobald mein SAP S/4HANA System produktiv geht?
Nein, Sie müssen nicht ihr SAP ERP System abschalten, sobald Ihr SAP S/4HANA System produktiv geht. In den ersten beiden unter der ersten Frage genannten Möglichkeiten ist es vorgesehen, dass Sie das klassische SAP ERP System bis 2027 weiter betreiben dürfen. Dafür müssen Sie keine separaten Lizenzkosten zahlen. Wenn Sie in Ihrem S/4HANA Projekt zum Go-Live kommen, können Sie Ihr SAP ERP-System vorerst parallel oder als Fallback-Szenario weiter betreiben.
3. Decken SAP S/4HANA Lizenzen auch die Nutzung einer HANA DB ab?
Die HANA Datenbank ist eine vom SAP S/4HANA Digital Core-System unabhängige Plattform und unterliegt einem eigenen Lizenzmodell. Unabhängig Ihres gewählten Ansatzes der License Conversion kommen Sie um diese Kosten nicht herum. Falls Sie Ihr klassisches SAP ERP System parallel weiter betreiben wollen, müssen Sie auch dafür unter Umständen Lizenzkosten zahlen.
Läuft dieses auf einer 3rd Party-Datenbank (Oracle, DB2, usw.), müssen Sie diese nach wie vor lizenzieren, bis Sie Ihr SAP ERP System abschalten. Mit dem Erwerb der SAP HANA Datenbank Lizenzen entfallen nicht die zusätzlichen Lizenzkosten für die Datenbanknutzung.
In der folgenden Abbildung sehen Sie die wichtigsten Punkte zu den beiden Modellen Product vs. Contract Conversion zusammengefasst:
Grundsätzlich sollten Sie bei einem Wechsel in das S/4HANA Lizenzmodell beachten, dass Sie auf S/4HANA Systemen nur Anwendungen (SAP oder Drittanbieter) installieren und nutzen dürfen, die
- ebenfalls dem S/4HANA-Lizenzmodell unterliegen und damit eine S/4HANA Lösung sind oder
- als sogenanntes Compatibility Pack gemäß SAP Hinweis 2269324 ausgewiesen sind.
Beim letzteren handelt es sich um klassische SAP ERP Anwendungen, die Sie trotzdem auf einem S/4HANA System installierten und nutzen dürfen, mindestens bis zum Jahr 2027. Für diese gilt die Weiternutzung ohne zusätzliche Kosten wie für das klassische SAP ERP System (siehe Frage 2).
Für die HANA-Datenbank gibt es zwei verschiedene Lizenzmodelle:
HANA Runtime-Lizenz
Die HANA Runtime Lizenz ist eine eingeschränkte Lizenz, die es Unternehmen ermöglicht, die HANA-Datenbank ausschließlich für SAP-Anwendungen wie SAP S/4HANA, SAP Business Suite oder SAP BW zu verwenden. Sie eignet sich für Unternehmen, die HANA lediglich zur Unterstützung ihrer SAP-Systeme benötigen und keine weiteren Daten oder Anwendungen außerhalb des SAP-Ökosystems integrieren möchten.
Diese Lizenz ist günstiger, da sie auf den Wert der SAP-Anwendungen basiert, meist als Prozentsatz des Lizenzwerts der jeweiligen SAP-Software (häufig etwa 15%). Allerdings ist die Nutzung von Drittanbieter-Tools, benutzerdefinierten Schemata oder Nicht-SAP-Anwendungen nicht gestattet. Die Runtime Lizenz ist daher eine kostengünstige Lösung für Unternehmen, die ausschließlich SAP-basierte Workloads auf HANA ausführen wollen.
HANA Full-Use-Lizenz
Die HANA Full-Use Lizenz bietet uneingeschränkten Zugang zu allen Funktionen der HANA-Datenbank und ermöglicht deren Nutzung für eine Vielzahl von Anwendungen, sowohl für SAP- als auch für Nicht-SAP-Systeme. Mit dieser Lizenz können Unternehmen HANA als allgemeine, universelle Datenbankplattform einsetzen, um sowohl SAP-Anwendungen als auch Drittanbieter-Software und benutzerdefinierte Anwendungen zu betreiben.
Die Preisgestaltung erfolgt auf Basis der HANA-Speicherkapazität (pro GB RAM), was diese Lizenz deutlich teurer macht als die Runtime Lizenz. Dafür bietet sie eine hohe Flexibilität, da keine Einschränkungen hinsichtlich der Datenmodellierung, Systemintegration oder Nutzung von externen Tools bestehen. Diese Lizenz ist ideal für Unternehmen, die HANA als vielseitige Plattform nutzen möchten, die über SAP-Anwendungen hinausgeht.
Fazit
Die Lizenzierung von S/4HANA bietet Unternehmen mehrere Optionen, darunter Product Conversion, Contract Conversion und das Cloud-Abonnementmodell. Bei der Contract Conversion sollten Unternehmen beachten, dass nur noch 70% der bisherigen Lizenzkosten angerechnet werden. Der Parallelbetrieb von SAP ERP und S/4HANA bis 2027 ist ohne zusätzliche Lizenzkosten möglich. Eine separate HANA-Datenbanklizenz ist jedoch erforderlich.
Das Cloud-Abonnementmodell bietet regelmäßige Upgrades und automatische Updates, was es für Unternehmen interessant macht, die ihre SAP-Landschaft in die Cloud verlagern möchten. Eine sorgfältige Lizenzanalyse ist entscheidend, um Kosten und Komplikationen zu vermeiden.

Websession: SAP S/4HANA
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Dieser Artikel erschien bereits im Mai 2023. Der Artikel wurde am 15.10.2025 erneut geprüft und mit leichten Anpassungen aktualisiert.
FAQ
Werden doppelte Lizenzkosten fällig, wenn wir SAP ERP und S/4HANA parallel betreiben?
Nein, Unternehmen müssen nicht doppelt bezahlen. Der Parallelbetrieb von SAP ERP und S/4HANA ist bis 2027 ohne zusätzliche Lizenzkosten möglich.
Was ist der Unterschied zwischen der “Product Conversion” und der “Contract Conversion”?
Bei der Product Conversion wird die SAP ERP-Lizenz in eine S/4HANA-Lizenz umgewandelt, jedoch mit Einschränkungen für Zusatzlösungen. Bei der Contract Conversion wechseln alle Lizenzen in das neue S/4HANA-Modell, und 70% der bisherigen Lizenzkosten werden angerechnet.
Muss ich mein SAP ERP-System abschalten, wenn mein S/4HANA-System produktiv wird?
Nein, Sie können das SAP ERP-System weiterhin parallel betreiben, solange es bis 2027 erforderlich ist, ohne zusätzliche Lizenzkosten.
Decken SAP S/4HANA Lizenzen auch die Nutzung einer HANA-Datenbank ab?
Nein, die Nutzung der HANA-Datenbank ist unabhängig von den S/4HANA-Lizenzen und muss separat lizenziert werden, sowohl für die HANA-Datenbank als auch für Drittanbieter-Datenbanken, wenn diese parallel betrieben werden.









