Christoph Lordieck
5. Juni 2025

Infrastructure as Code

In modernen Multi-Cloud-Landschaften wächst die Zahl der Infrastruktur-Artefakte: Netzwerke, Datenbanken, Identitäten, Richtlinien und Laufzeitumgebungen müssen konsistent, reproduzierbar und auditierbar bereitgestellt werden. Infrastructure as Code (IaC) etabliert hierfür einen Software-ähnlichen Ansatz, bei dem gewünschte Zielzustände in deklarativen Dateien beschrieben und automatisiert umgesetzt werden. So lassen sich komplexe Umgebungen versionieren, testen und reproduzieren – eine Schlüsselvoraussetzung für Continuous-Delivery-Pipelines, Cloud-Governance und Kostentransparenz.

Was ist Infrastructure as Code?

IaC bezeichnet die Praxis, physische und virtuelle Infrastrukturkomponenten – etwa Netzwerke, Datenbanken, Nutzerrollen oder Laufzeitumgebungen – nicht manuell in grafischen Oberflächen, sondern in deklarativen Textdateien zu definieren. Diese Dateien bilden den gewünschten Sollzustand eines Systems ab.

Eine Orchestrierungs-Engine interpretiert die Definitionen, ermittelt Differenzen zum Ist-Zustand und führt die dafür erforderlichen Änderungen automatisiert aus. Dadurch entsteht ein idempotenter Workflow: Mehrfache Ausführung liefert stets dasselbe Ergebnis und verhindert Konfigurationsdrift.

Weil sämtliche Beschreibungen in Versionskontrollsystemen wie Git abgelegt werden, lassen sich Änderungen nachvollziehen, testen und bei Bedarf zurückrollen. IaC überträgt damit bewährte Softwareentwicklungsprinzipien wie Versionierung, Code-Reviews oder Continuous Integration auf das Infrastrukturmanagement.

Neben deklarativen Modellen existieren imperative Ansätze, bei denen Skripte schrittweise Aktionen ausführen; in der Praxis dominiert jedoch die deklarative Variante, da sie Abhängigkeiten automatisch auflöst. Infrastruktur wird so zum Artefakt, das sich reproduzierbar zwischen Entwicklungs-, Test- und Produktionsumgebungen verschieben lässt.

Darüber hinaus erleichtert IaC die Einbindung von Sicherheits- und Compliance-Regeln direkt im Quellcode, wodurch Policy-as-Code-Konzepte entstehen. In containerisierten Landschaften ergänzt IaC das Configuration Management, da Basisressourcen, Cluster und Cloud-Dienste konsistent aufgebaut werden.

Zusammengefasst fungiert IaC als Fundament für skalierbare, auditierbare und automatisierte Cloud- und Hybrid-Infrastrukturen. Es ermöglicht Teams, Innovation schneller umzusetzen und Betriebsrisiken systematisch zu reduzieren – bei geringeren Kosten.

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Vorteile von Infrastructure as Code

IaC entfaltet seinen Nutzen über mehrere Dimensionen hinweg.

Hohe Konsistenz

Die konsequente Versionierung aller Umgebungsartefakte ermöglicht eine hohe Konsistenz: identische Vorlagen erzeugen identische Landschaften, unabhängig davon, wer sie ausführt oder in welcher Region dies geschieht. Somit entfällt nachträgliche Handarbeit und Konfigurationsdrift wird systematisch verhindert.

Beschleunigung

Der Bereitstellungsprozess gewinnt an Geschwindigkeit und Elastizität. Komplette Entwicklungs-, Test- oder Produktivumgebungen lassen sich innerhalb weniger Minuten reproduzieren oder skalieren, was Release-Zyklen verkürzt und dynamische Lastspitzen abfedert.

Transparenz

Ebenso wichtig ist die Transparenz. Pull-Requests, Code-Reviews und automatisierte Tests verankern ein gemeinsames Verständnis darüber, welche Ressourcen existieren und warum Anpassungen erforderlich sind. Auditoren erhalten einen lückenlosen Änderungsverlauf, der den Nachweis regulatorischer Vorgaben erleichtert.

Hohe Sicherheit

Darüber hinaus lässt sich Sicherheit frühzeitig verankern: Policies und Guardrails werden als Code definiert und wirken bereits in der Pipeline, bevor eine Ressource angelegt wird.

Kosten sparen

Schließlich sorgt IaC für messbare Kosteneffizienz. Temporäre Umgebungen werden nur so lange betrieben, wie sie tatsächlich benötigt werden; feingranulare Tags und Labels erleichtern die Zuordnung von Kostenstellen. Die Automatisierung minimiert zudem manuelle Betriebsaufwände und senkt Fehlerrisiken, was Betriebsstörungen reduziert.

Zusammengenommen entsteht ein Infrastruktur-Lifecycle, der dieselben Prinzipien wie moderne Softwareentwicklung nutzt: Automatisierung, Wiederholbarkeit und Continuous Delivery. Damit sind die Voraussetzungen erfüllt, um wachsende Cloud-Portfolios beherrschbar und resilient zu halten.

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Tools für Infrastructure as Code

Infrastrukturbeschreibungen lassen sich mit einer Vielzahl spezialisierter Werkzeuge umsetzen, die sich hinsichtlich Sprachmodell, Provider-Abdeckung und Ökosystem unterscheiden.

Drei marktprägende Lösungen sind Terraform, AWS CloudFormation und Azure Resource Manager (ARM). Gemeinsam ist ihnen der deklarative Ansatz: Jede Ressource wird als Code definiert, der von einer Engine in den gewünschten Systemzustand übersetzt. Unterschiede zeigen sich vor allem bei Multicloud-Fähigkeit, Integrationsmechanismen sowie Governance-Funktionen.

Terraform

Terraform von HashiCorp verfolgt einen plattformagnostischen Ansatz. Die HashiCorp Configuration Language (HCL) beschreibt Ressourcen unabhängig von ihrem Cloud-Anbieter; mehr als tausend Provider – von Hyperscalern über Kubernetes bis zu SaaS-Plattformen – stehen bereit.

Das Befehlsduo plan und apply trennt Auswirkungsanalyse und Umsetzung, wodurch Änderungen vorab nachvollziehbar werden. Ein zustandsorientiertes Backend speichert den aktuellen Infrastruktur-Snapshot, was parallele Teamsynchronisation und Drift Detection erleichtert. Module erlauben die Kapselung wiederverwendbarer Architekturbausteine, während Workspaces produktive und nicht-produktive Stages isolieren.

AWS CloudFormation

AWS CloudFormation ist der native IaC-Dienst von Amazon Web Services. YAML- oder JSON-Vorlagen („Stacks“) definieren AWS-Ressourcen, ein topologischer Graph löst automatisch Abhängigkeiten auf. Drift Detection, Stack Policies und Change Sets steigern die Betriebssicherheit, indem sie unerwünschte Modifikationen verhindern und geplante Änderungen simulieren.

Mit StackSets lassen sich Vorlagen organisationsweit ausrollen, inklusive delegierter Administration über mehrere Konten und Regionen hinweg. Die CloudFormation Registry erweitert das Modell um private oder Drittanbieter-Ressourcentypen und wahrt dennoch den Support-Rahmen des AWS-Ökosystems.

Azure Resource Manager

Azure Resource Manager (ARM) fungiert als Kontroll- und Orchestrierungsebene für sämtliche Azure-Dienste. Ressourcen werden in ARM-Templates oder der domänenspezifischen Sprache Bicep beschrieben; beide Formate sind deklarativ, idempotent und per GitHub- oder Azure DevOps-Pipelines automatisiert einspielbar.

Hierarchische Scope-Ebenen (Management Group, Subscription, Resource Group) gewährleisten konsistente Deployments in großen Mandantenstrukturen. Native Integrationen zu Azure Policy, Tags und Blueprints unterstützen Governance- und Compliance-Vorgaben. Darüber hinaus können ARM-Vorlagen in Azure-Kubernetes-Cluster oder auf Stack HCI-Umgebungen angewendet werden und bilden so die Grundlage für hybride Szenarien.

Infrastructure as Code mit SAP

Die SAP Business Technology Platform (BTP) lässt sich inzwischen vollständig per IaC verwalten. Dreh- und Angelpunkt ist der von SAP als Open-Source veröffentlichte Terraform-Provider sap/btp, dessen Release-Zyklus laufend neue Ressourcentypen erschließt.

Neben dem Provider existiert ein terraform-exporter, der vorhandene Landschaften ausliest und in wiederverwendbare IaC-Vorlagen rückwärtsgeneriert; damit lassen sich auch Brownfield-Umgebungen ohne Neuaufbau automatisieren. Mit diesen Werkzeugen werden Hauptkonten, Verzeichnisse, Subaccounts, Service-Berechtigungen, Rollen, Trust-Konfigurationen und Alarmierungs­artefakte deklarativ beschrieben. Terraform gleicht bei jeder Ausführung den Soll- mit dem Ist-Zustand ab, verwaltet Differenzen in einer State-Datei und garantiert so idempotente, konsistente Bereitstellungen.

SAP empfiehlt in seinem offiziellen Guide „Account Administration Using Infrastructure as Code“, Account-Modelle grundsätzlich per IaC anzulegen. Einmal definierte Vorlagen kodifizieren Namenskonventionen, Hierarchien und Governance-Policies; CI/CD-Pipelines reproduzieren sie in allen Stages und Regionen und dokumentieren jede Änderung nachvollziehbar in Git. SAP betont zudem die Community-Erweiterbarkeit des Providers, etwa um Kyma-Cluster, Alert Notification oder Subscription-Artefakte.

Beispiel: Infrastructure as Code im Einzelhandel

Ein internationaler Einzelhändler betreibt getrennte Entwicklungs-, Test- und Produktions­subaccounts in der europäischen Region eu10. Eine zentrale IaC-Vorlage legt zunächst ein übergeordnetes Directory „EU“ an. Darunter erzeugt sie die drei Subaccounts, weist jedem exakt die benötigten Service-Pläne zu – etwa Kyma-Runtime im Dev-Umfeld, Event Mesh im Test-Umfeld und HANA Cloud im Prod-Umfeld – und vergibt zugleich Rollensammlungen für Administratoren sowie CI/CD-Service-User.

Der Vorgang ist jederzeit reproduzier- und rückrollbar und lässt sich vorab mit terraform plan auditieren. Weil sämtliche Ressourcen konsequent getaggt werden, kann das Controlling Kosten automatisiert zuordnen und FinOps-Reports direkt aus den State-Dateien ableiten.

Fazit

IaC verschiebt Infrastrukturverwaltung vom manuellen Ticketsystem in denselben automatisierten Lebenszyklus wie Applikationscode. Deklarative Vorlagen, Versionskontrolle und zuverlässige Idempotenz beseitigen Konfigurationsdrift, beschleunigen Bereitstellungen und verankern Governance frühzeitig in der Pipeline. Multicloud-Werkzeuge wie Terraform, CloudFormation und ARM decken das gesamte Spektrum von globalen Hyperscalern bis zu hybriden Edge-Szenarien ab.

Im SAP-Kontext ermöglicht der BTP-Provider, dass auch komplexe Subaccount-Landschaften, Service-Berechtigungen und Zugriffsrollen reproduzierbar entstehen und sich FinOps-Kennzahlen präzise ableiten lassen. Unternehmen gewinnen damit eine skalierbare, auditierbare Infrastrukturgrundlage, auf der Continuous Delivery, Self-Service und Policy-as-Code realisierbar sind.

Der Schritt zu IaC ist daher nicht nur eine technische Optimierung, sondern ein strategischer Wandel hin zu höherer Geschwindigkeit, geringeren Betriebskosten und messbarer Risikominimierung. Zudem stärkt die konsequente Automatisierung die Entwicklerzufriedenheit, weil Prototypen ohne Wartezeit entstehen, und erleichtert Regulatorik durch nachvollziehbare Change-Historien sowie standardisierte Disaster-Recovery-Verfahren für Cloud-Umgebungen.

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FAQ

Was ist Infrastructure as Code und welchen Nutzen bringt es?

Infrastructure as Code (IaC) beschreibt den Ansatz, IT-Infrastrukturen nicht manuell, sondern per Code bereitzustellen. Durch deklarative Vorlagen werden Zielzustände definiert, die automatisiert umgesetzt werden. Das ermöglicht konsistente, wiederholbare Deployments, reduziert Konfigurationsfehler und erhöht die Geschwindigkeit in der Bereitstellung neuer Umgebungen. Zusätzlich lassen sich Änderungen versionieren und automatisiert testen, was Transparenz und Kontrolle deutlich verbessert.

Welche Vorteile bietet der Einsatz von IaC in Unternehmen?

IaC sorgt für Konsistenz, indem identische Vorlagen stets identische Umgebungen erzeugen. Es beschleunigt die Bereitstellung, ermöglicht Transparenz durch Versionskontrolle und automatisierte Tests und erhöht die Sicherheit, da Richtlinien bereits im Code verankert sind. Darüber hinaus senkt es Betriebskosten durch Automatisierung und gezielte Ressourcennutzung.

Welche Tools werden typischerweise für IaC verwendet?

Zu den marktführenden Tools zählen Terraform (plattformunabhängig), AWS CloudFormation (für AWS) und Azure Resource Manager (für Azure). Alle verfolgen einen deklarativen Ansatz, unterscheiden sich jedoch in Multicloud-Fähigkeit, Integrationen und Governance-Funktionen. Für SAP-Landschaften steht zudem ein dedizierter Terraform-Provider zur Verfügung, der SAP-spezifische Ressourcen abbildet.

Wie kann IaC im SAP-Umfeld konkret genutzt werden?

Mit dem Open-Source-Terraform-Provider sap/btp lässt sich die SAP Business Technology Platform vollständig per IaC verwalten. Damit können Accounts, Subaccounts, Rollen und Berechtigungen konsistent und automatisiert verwaltet werden. Auch bestehende SAP-Landschaften lassen sich mithilfe eines terraform-exporters in wiederverwendbare Vorlagen überführen – ideal für komplexe Enterprise-Szenarien und FinOps-Auswertungen.

Wer kann mir beim Thema Infrastructure as Code helfen?

Wenn Sie Unterstützung zum Thema Infrastructure as Code benötigen, stehen Ihnen die Experten von Erlebe Software, dem auf dieses Thema spezialisierten Team der mindsquare AG, zur Verfügung. Unsere Berater helfen Ihnen, Ihre Fragen zu beantworten, das passende Tool für Ihr Unternehmen zu finden und es optimal einzusetzen. Vereinbaren Sie gern ein unverbindliches Beratungsgespräch, um Ihre spezifischen Anforderungen zu besprechen.

Christoph Lordieck

Christoph Lordieck

Als Bereichsleiter SAP Entwicklung berate ich Unternehmen rund um das Thema SAP Individualentwicklung. Einige Jahre Projekt- und Umsetzungserfahrung haben meinen Wissenshunger noch nicht gestillt und ich suche ständig nach neuen Themen und Entwicklungen im ABAP-Umfeld.

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