EDI-Anbindung an das SAP-System anknüpfen: 3 Möglichkeiten
Bei der Optimierung von Abläufen in der Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern bietet der elektronische Datenaustausch (EDI) großes Potenzial. Doch wie können Sie eine EDI-Anbindung von Geschäftspartnern mit SAP realisieren? Hier erfahren Sie es.
Welche Anbindungsmöglichkeiten haben Sie?
Um Daten zwischen Systemen und Geschäftspartnern auszutauschen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zwischen SAP-Systemen können Sie SAP IDocs (Intermediate Document) verwenden. Diese können als eine Art Austausch-Tool gesehen werden, die Informationen bzw. Daten überträgt. Für verschiedene Szenarien gibt es unterschiedliche IDoc-Typen, die standardisiert sind.
Für die Übertragung zwischen Non-SAP-Systemen wird EDI genutzt. Hier sind Ihre Möglichkeiten nur bedingt davon abhängig, ob und welches Standard-EDI-Format Sie nutzen. Vielmehr stehen grundsätzliche Entscheidungen im Vordergrund, wie zum Beispiel:
- Wie flexibel und skalierbar soll die Lösung sein?
- Welche Sicherheitsaspekte sind zu beachten?
- Wie soll Support und Betrieb organisiert sein?
Die Liste lässt sich beliebig erweitern, abhängig von Ihrer aktuellen Situation und den Optionen, die für Sie in Frage kommen.
EDI-Anbindungen im Vergleich
Ich möchte Ihnen nachfolgend drei allgemeine Möglichkeiten vorstellen, wie Sie eine EDI-Anbindung mit Ihrem SAP-System umsetzen können.
Möglichkeit 1: Entwicklung der EDI-Anbindung im SAP-System
Sobald Sie sich mit Ihrem Geschäftspartner auf ein gemeinsames Format geeinigt haben, können Sie die benötigten Daten in Ihrem SAP-System sammeln und eine elektronische Datei im abgesprochenen Format erstellen. Die Umsetzung der Logik in Ihrem SAP-System können Sie selbst übernehmen. Für den Datenversand stehen Ihnen die SAP-üblichen Mittel wie Datei-Schnittstellen oder Webservices (RESTful, OData usw.) zur Verfügung. Eingangs- sowie Ausgangsverarbeitung erfordern Ihre manuelle Entwicklung, Pflege und Betreuung.
Der größte Vorteil dieser Möglichkeit ist allerdings auch gleichzeitg ihr größter Nachteil: Sie sind allein dafür verantwortlich, was die EDI-Schnittstelle leistet und was nicht. Sie tragen Sorge für die Sicherheitsvorkehrungen wie eine sichere Verbindung zum Geschäftspartnersystem, eine zuverlässige und stabile Verarbeitung aller ein- und ausgehenden Nachrichten und auch Themen wie das Monitoring und die Fehlerworkflows liegen in Ihrer Hand. Das kann unter Umständen sehr viel Aufwand bedeuten, aber eben auch maximale Gestaltungsmöglichkeiten. Eine Frage, die Sie sich dabei stellen sollten: Wie viel Last wollen Sie damit zusätzlich auf z.B. Ihr ERP-System geben, das jetzt zusätzlich noch Datenumwandlungen etc. übernimmt?
Möglichkeit 2: Einsatz einer Schnittstellenlösung wie SAP CPI mit fertigen Paketen
Statt einer individuell entwickelten Lösung innerhalb Ihres SAP-Systems können Sie eine Schnittstellenlösung (Middleware) wie die SAP Cloud Platform Integration (SAP CPI) einsetzen. Eine solche Middleware koordiniert den Datenaustausch zwischen mehreren Systemen sozusagen als „Mittelsmann“. Ihre Aufgabe dabei ist es, eingehende Daten entgegenzunehmen und in ein Format zu bringen, dass das Zielsystem versteht, bevor sie an das Zielsystem übermittelt werden. So fungiert CPI neben ihrer Eigenschaft als „Datendrehkreuz“ auch als Übersetzer für Systeme, die sich untereinander nicht verstehen würden.
Middleware wie die SAP CPI hat einige Vorteile gegenüber einer manuellen Lösung:
- Die SAP CPI bringt sogenannten „pre-packaged content“ mit, also fertige Konvertierungsmöglichkeiten. Damit übersetzen Sie beispielsweise ein SAP-Lieferavis in das entsprechende EDIFACT-Dokument.
- Manuelle Entwicklungsarbeit wird durch fertige Pakete ersetzt.
- Sie können innerhalb des SAP-Systems auf die üblichen IDOC-Mechanismen zurückgreifen.
- Eine Schnittstellenlösung bringt viele Funktionen mit, die Sie immer wieder benötigen. Darunter fällt zum Beispiel ein Monitoring für ein- und ausgehende Nachrichten, eine Alert-Funktion im Fehlerfall oder auch Sicherheitsmechanismen wie verschlüsselte Datenübertragung.
- Als Cloud-Lösung ist die SAP CPI schnell einsatzbereit und seitens SAP vollständig unterstützt. Die On-Premises-Alternative bietet ebenfalls installierbare Pakete für die EDIFACT-Umwandlung.
Zusätzlich zu den Vorteilen einer Schnittstellenlösung behalten Sie die volle Kontrolle: Sie können problemlos individuelle Anpassungen vornehmen und Daten übertragen. Zudem sind Sie verantwortlich für die Schnittstellenlösung und verbinden die Vorteile spezialisierter Funktionen mit der Flexibilität einer Eigenentwicklung.
Möglichkeit 3: Auslagerung der EDI-Anbindung an einen Dienstleister
Zuletzt haben Sie die Möglichkeit, die Funktionen der EDI-Anbindung als Service bei einem Dienstleister einzukaufen. Häufig stellen diese Dienstleister eine Plattform bereit, mit der Sie Ihr SAP-System verbinden und an die Sie Ihre Geschäftspartner anbinden.
Vorteile:
- Sie müssen sich über die Umsetzung der EDI-Anbindung in der Theorie keine Sorgen machen – Ihr Dienstleister nimmt die Vorgaben bzgl. Format, Sicherheit, Monitoring etc. auf und ist für die Umsetzung verantwortlich.
- Die Plattform skaliert in der Regel gut, wenn Sie mehrere Szenarien umsetzen wollen.
- Sie profitieren zudem davon, wenn z.B. ein Lieferant schon bei diesem Anbieter angebunden ist.
Nachteile:
- Sie geben Koordination und Kontrolle ab: Kaufen Sie einen Service ein, machen Sie sich von Ihrem Dienstleister abhängig.
- Statt nur mit Ihrem Geschäftspartner sitzen Sie nun zu dritt an einem Tisch, um gemeinsame Formate und Regeln festzulegen.
- Die Umsetzung erfolgt im Zeitplan des Dienstleisters.
Ein Einwand gegen eine externe EDI-Plattform, den ich bereits von Kunden gehört habe, sind “Beschwerden” der Geschäftspartner: Viele haben bereits eine Art von EDI-Umsetzung im Einsatz. Häufig ist es aber eben nicht nur eine Verbindung zu einem, sondern zu vielen Geschäftspartnern. Kommt jetzt jeder mit einem Dienstleister daher, an den er die EDI-Anbindung auslagern will, wird’s kompliziert: Viele zusätzliche Verbindungen zum eigenen System und unterschiedliche Dateiformate erschweren die Koordination der Anbindung. Das sollten Sie mit in den Entscheidungsprozess einbeziehen, damit die EDI-Anbindung nicht in einem Streit um das gewählte Vorgehen endet.
Fazit
Die Entscheidung zur EDI-Anbindung an Ihr SAP-System liegt bei Ihnen – schließlich kennen Sie Ihre Partner und Ihr System besser als irgendjemand sonst. Am Ende können nur Sie selbst entscheiden, auf welche Art und Weise Sie eine EDI-Anbindung mit Ihren Partnern umsetzen können und wollen. Preis, Ressourcen, Flexibilität und Skalierbarkeit sind nur einige der Entscheidungskriterien.
Wenn Sie sich Unterstützung bei der Entscheidungsfindung wünschen, melden Sie sich bei uns! Gerne teilen wir unsere Erfahrungswerte mit Ihnen und unterstützen Sie dabei, eine passende Lösung für Sie zu finden.
Ein Kommentar zu "EDI-Anbindung an das SAP-System anknüpfen: 3 Möglichkeiten"
Vielen Dank für diesen Beitrag über die Anbindung von EDI Software in SAP. Gut zu wissen, dass es Schnittstellenlösungen gibt, man sich aber auch an einen Dienstleister wenden kann. Wir wollen unsere Daten besser mit unserem Partnerunternehmen teilen, daher war dieser Artikel sehr spannend für mich.