Christoph Lordieck
20. Januar 2021

SAP-Entwicklungsprozesse digitalisieren: Qualitätssicherung (Teil 1) – das Testmanagement

SAP HANA Entwicklung

Ein kurzer Rückblick vorab: Sie haben neue Anforderungen erhalten, diese detailliert geklärt und für die Entwicklung konzeptioniert. Im Entwicklungsprozess haben Sie bereits einige Maßnahmen umgesetzt, um die Qualität der Entwicklung sicherzustellen: Entwicklungsrichtlinien, automatische Prüfungen des Codes und sogar Unit-Tests. Nun kommt ein wesentlicher, häufig etwas unbequemer Teil im Entwicklungsprozess: Das Qualitätsmanagement, oft auch „das Testen“ genannt.

Sobald die Entwicklung „entwicklerfertig“ ist, kommt der spannende Übergang: die Anwendung geht in den Test und wird auf Herz und Nieren geprüft – hoffentlich! Das ist nicht selbstverständlich: Tests sind aufwändig und benötigen Konzentration und gründliche Vorbereitung. Nicht selten wird hier nach dem Pareto-Prinzip gearbeitet: in 20 % der Zeit 80 % der Testfälle durchspielen und beten, dass die anderen dann wohl auch funktionieren werden. Dabei geht es nicht nur um die reinen Funktionstests – manche Testebenen werden gleich ganz außen vor gelassen.

testablauf

Schema des Testablaufs über verschiedene Testphasen

Die Abbildung zeigt beispielhaft einige Phasen der Qualitätssicherung. Das ist nur ein Ausschnitt: Je nach gesetzlichem oder Wettbewerbsumfeld und auch der Zielgruppe der Anwendung (B2B, B2C) können Testphasen und -arten dazukommen oder wegfallen. In allen Phasen, unabhängig von ihrem jeweiligen Ablauf, spielen zwei übergreifende Themen eine zentrale Rolle. In Teil 1 der Qualitätssicherungsreihe gehe ich daher auf das Testmanagement ein.

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Testmanagement

Für eine geregelte Testdurchführung ist es sinnvoll, ein für alle Entwicklungen geltendes Testmanagement zu haben. Aufgabe des Testmanagements ist es, die wichtigen Fragen zu regeln und sicherzustellen, dass die Tests ordnungsgemäß durchgeführt werden. Zu diesen wichtigen Fragen gehören unter anderem:

  1. Wer ist für das Testmanagement im Unternehmen verantwortlich?
  2. Bei wem liegt die Verantwortung für welche Testphase?
  3. Wer definiert die Testfälle und wer führt sie durch?
  4. Welche Testphasen müssen durchlaufen werden?
  5. Wo werden die Testdokumente zur Verfügung gestellt und nach den Tests abgelegt?

Damit das Testmanagement erfolgreich arbeiten kann, benötigt es natürlich auch Informationen über die zu testenden Applikationen und damit einen Überblick über die zum Test anstehenden Entwicklungen. Um diesen Überblick zu gewährleisten, empfehle ich Ihnen eine passende Toolunterstützung. Das kann eine zentrale Excel-Datei sein, in die jedes Projekt und jeder CR etc. eingetragen wird mit den zuständigen Testern und einen Link auf eine andere Excel mit den Testfällen.

Falls Sie aber ohnehin im Rahmen des Anforderungsmanagements oder der Entwicklungstätigkeit mit Tools wie JIRA, dem SAP Solution Manager oder ähnlichen Lösungen arbeiten, empfiehlt sich eine enge Verzahnung oder sogar Integration des Testmanagements mit diesen Tools. Dadurch entsteht ein lückenloser Prozess mit ebenso lückenloser Toolunterstützung. Für JIRA gibt es hilfreiche Plugins für das Testmanagement und der SAP Solution Manager kommt ohnehin mit einem Testmanagement-Modul.

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Rahmenbedingungen des Testmanagements

Zusätzlich zum operativen Testmanagement-Prozess gelten in jedem Unternehmen bestimmte Rahmenbedingungen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Die Unternehmensorganisation: Arbeiten Sie in unabhängigen, in sich geschlossenen Teams wie z. B. im Bereich DevOps? Oder sind Sie klassisch nach Entwicklung, technische Beratung, Fachbereich aufgeteilt?
  • Die gesetzlichen Rahmenbedingungen: Wie stark sind Sie Regulatorien/gesetzlicher Steuerung unterworfen? Welche Anforderungen muss Ihr Testmanagement und vor allem Ihre Testdokumentation erfüllen, bevor eine Anwendung produktiv gehen darf? Im regulierten Umfeld ist es sinnvoll, von vornherein die Wirtschaftsprüfer im Blick zu haben.
  • Kosten-Nutzen-Verhältnis: Wie oft testen Sie tatsächlich einzelne Anwendungen oder das ganze System? Wie lässt sich wirtschaftlich ein Testmanagement auf- oder ausbauen, damit es einen MehrWERT statt einer MehrBELASTUNG liefert?

Wie so häufig ist daher keine Pauschalempfehlung möglich – bzw. möglich schon, aber einfach nicht sinnvoll. Wenn Sie bei der Definition des Prozesses und der Toolsauswahl einen Erfahrungsaustausch wünschen, sprechen Sie uns gerne an. Je nach Ausgangssituation und dem Zielbild, was Sie erreichen möchten, eignen sich einige Tools eher als andere – oder manchmal eben auch einfach die gute Excel-Datei.

Überblick über die Artikel der Serie  „SAP-Entwicklungsprozesse digitalisieren“

  1. Einführung und Motivation
  2. Anforderungsmanagement
  3. Konzeption
  4. Richtlinien & Code-Qualität – Realisierung (Teil 1)
  5. Automatisierung – Realisierung (Teil 2)
  6. Aktuelle Technologien – Realisierung (Teil 3)

Christoph Lordieck

Christoph Lordieck

Als Bereichsleiter SAP Entwicklung berate ich Unternehmen rund um das Thema SAP Individualentwicklung. Einige Jahre Projekt- und Umsetzungserfahrung haben meinen Wissenshunger noch nicht gestillt und ich suche ständig nach neuen Themen und Entwicklungen im ABAP-Umfeld.

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