Ingo Biermann
26. April 2021

Mit SAP Best Practices oder der Model Company zum S/4HANA-Standard

Migration auf die neue Anlagenbuchhaltung in SAP S/4HANA Finance

Ist der Standard für die Prozessabbildung ein wichtiges Ziel in Ihrem SAP-S/4HANA-Migrationsprojekt? Dann werfen Sie einen Blick auf die S/4HANA-Best-Practices und überlegen Sie, ob auch die SAP Model Company für Sie infrage kommt.

Ganz zu Beginn meiner SAP-S/4HANA-Migrationsprojekte frage ich meine Kunden immer nach der übergreifenden Zielsetzung ihres Projekts. Manchmal haben die Projektbeteiligten eine klare Vorstellung davon, manchmal nicht. Wichtig ist in dieser ersten Roadmap-Definition aber fast immer: Das neue System soll standardnah sein.
Das kann im Detail immer noch verschiedene Dinge bedeuten: Zum Beispiel ein einheitlicher Konzernstandard oder die Abschaffung von jahrelang gewachsenen Eigenentwicklungen. In der Regel ist gemeint: Zurück zum SAP-Standard und damit die Implementierung von Prozessen nach der Vorgabe von SAP S/4HANA als Standardsoftware.

Zwei Begriffe aus dem S/4HANA-Glossar kommen dabei in der Regel zur Sprache:
SAP Best Practices und die Model Company. Die Frage, die sich im S/4HANA-Projekt stellt, ist oft: Wie kann ich den viel zitierten SAP-Standard konkret aber auch möglichst einfach anschauen und entscheiden, ob diese Umsetzung eines Prozesses zu meinem Unternehmen passt?

SAP Best Practices

Sammlung der Best Practices in S/4HANA

Best Practices – der Standard im Standard

Viele Wege führen im SAP-S/4HANA-System nach Rom und so lässt die Abbildung von Unternehmensprozessen durch Customizing verschiedene Varianten zu. Einen fixen Standard gibt es nicht.

Die Sammlung der Best Practices ist darauf aufbauend der Versuch, doch so etwas wie eine Referenzimplementierung anzubieten. Es handelt sich um vorgedachte und lauffähig vorbereitete Prozessabschnitte.

Direkt einsehbar sind alle verfügbaren Best Practices unter https://rapid.sap.com/bp/. Jeder einzelne Prozess ist ein sogenanntes Scope Item aus den Bereichen:

  • Finance
  • Human Resources
  • Sourcing und Procurement
  • Manufacturing
  • R&D / Engineering
  • Supply Chain
  • Asset Management
  • Sales
  • Service

Und aus übergreifender Sicht:

  • Application Platform Infrastructure (übergreifende Dienste)
  • Database und Data Management (Migrationsthemen und Stammdaten)
  • IT Management (für Output Management)

Die Best Practices sind branchenunabhängig und bestehen pro Scope Item aus einer ausführlichen Beschreibung sowie Prozessdiagrammen. Außerdem ist oft ein Test-Script dabei, das einen Schritt-für-Schritt-Durchlauf ermöglicht.

Für den Solution Manager stehen die Best Practices als Download Content zur Verfügung, mit dem Sie die Prozesse und Grafiken dann direkt innerhalb des SolMan Prozessmanagements verwenden können.

Interessant wird es dann im nächsten Schritt, wenn Sie die Best Practices direkt in einem S/4HANA-System ablaufen lassen. Sie nutzen den SAP Solution Builder, um Konfigurationspakete herunterzuladen, in ein System zu importieren und zu aktivieren.

Noch einfacher ist es, direkt eine sogenannte SAP S/4HANA fully activated appliance zu nutzen. Dort können Sie direkt auf alle voraktivierten Best Practices zurückgreifen und alle Szenarien durchspielen.

Die Best Practices lassen sich im Anforderungsprozess auch anpassen und in die Projektumgebung übernehmen. Damit tragen sie zurecht das Label Projektbeschleuniger und sie sind kostenlos für SAP Kunden nutzbar.

SAP S/4HANA Einführung

SAP ERP geht über zu SAP S/4HANA - und das schon bald. Wir zeigen Ihnen in unserem E-Book, was es zu beachten gilt.

Die SAP Model Company ist mehr als ihr Name

Der Name der SAP Model Company ist besonders gut gewählt, denn die Vorstellung eines Modellunternehmens trifft die Erwartung vieler S/4HANA Migrationsprojekte: Es soll als Vorlage für die eigenen Prozesse dienen und einen Branchenstandard sowie Erfahrung bei der Umsetzung desselben in ein ERP-System mitbringen.

Wichtig bei der Unterscheidung zwischen Best Practices und Model Company ist zunächst einmal: Die Model Company ist in erster Linie kein Content, sondern ein modularer Service der SAP und als solcher auch kostenpflichtig.

Was Service in diesem Zusammenhang bedeutet, macht die Abgrenzung zu Best Practices klar: Eine SAP Model Company beinhaltet ausgewählte Best Practices aus dem oben vorgestellten Gesamtpool. Das Versprechen des zusätzlichen Services ist: Die Best Practices werden ausgewählt (sozusagen kuratiert) für Situation, Branche, Zielsetzung und Scope des jeweiligen Kundenunternehmens. Außerdem kommen Funktionen aus S/4HANA, SuccessFactors, SAP Analytics Cloud und C/4HANA zusammen sowie aus den Planungslösungen SAP IBP und BPC.

Die Model Company ist also branchenspezifisch und umfasst mehr Content als die reinen kostenfreien Best Practices.

Eine Bereitstellung als System ist ebenfalls Inhalt des Model Company Services. Das erfolgt nach Absprache on premises oder auf der Cloud Appliance Library.

Im Moment (April 2021) gibt es die folgenden Model Companies im Angebotsportfolio:

  • Agribusiness
  • Consumer Products
  • Core Retail
  • Fashion and Vertical Business
  • Trade Management for Consumer Products
  • Life Sciences
  • Automotive
  • High Tech
  • Industrial Machinery and Components
  • Integrated Digital Banking
  • Chemicals
  • Mill Products
  • Mining Production Execution
  • Oil & Gas
  • Utilities
  • SAP S/4HANA Multinational Corporations
  • S/4HANA Finance
  • SAP S/4HANA Best Practices
  • Airline Back Offices
  • Defense Logistics
  • Customer Experience
  • Marketing Cloud
  • Shared Services
  • Billing and Revenue Innovation Management
  • Connected Assets
  • Connected Manufacturing
  • Extended Warehouse Management
  • Logistics Execution
  • R&D / Engineering
  • Sustainability
  • Supply Chain Planning
  • Manage Workforce
  • Attract and Acquire
  • Identify and Grow
  • Pay for Performance

Was passt für mein Unternehmen?

Welches Werkzeug für Ihr S/4HANA-Einführungsprojekt das Richtige ist, hängt von Ihrer individuellen Situation ab. Reicht es aus, im Rahmen des Projektes die Best Practices zu Rate zu ziehen und damit ein Test- und Demosystem zu bestücken? Oder lohnen sich die zusätzlichen Kosten für den SAP Model Company Service? Wir evaluieren das gerne mit Ihnen in einem SAP S/4HANA Roadmap Workshop.

Ingo Biermann

Ingo Biermann

Als Management- und Technologieberater unterstütze ich seit mehr als 15 Jahren große und mittelständische Unternehmen in Fragen der IT-Strategie und bin unterwegs in unterschiedlichen SAP-Themen wie SAP S/4HANA, User Experience und SAP Entwicklung.

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